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Jelzin springt Gorbatschow bei

■ Gemeinsame Erklärung Gorbatschows, Jelzins und anderer Republikchefs: Republiken dürfen allein über Beitritt zur künftigen Union entscheiden, Bergarbeiter sollen Streiks sofort beenden

Moskau (taz/afp) — Kurz vor der Sitzung des Zentralkomitees der KPdSU, die gestern begann und auf der heftige Attacken gegen den sowjetischen Parteichef erwartet wurden, einigten sich Gorbatschow, sein schärfster Widersacher Jelzin und die anderen Chefs der Republiken, die der neuen Union beitreten wollen, auf eine gemeinsame Erklärung. Erstmalig wird darin davon ausgegangen, daß die baltischen Staaten Georgien, Armenien und Moldavien, die der künftigen Union nicht beitreten wollen, allein über diese Frage entscheiden können. Allerdings soll den unionstreuen Staaten bei der Bildung eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes eine Vorzugsbehandlung gewährt werden. Die Erklärung fordert dazu auf, den Unionsvertrag so schnell wie möglich zu unterzeichnen, bis dahin aber den „Krieg der Gesetze“ zwischen der Zentrale und den Republiken einzustellen.

Jelzin unterzeichnete auch einen Passus, der die seit Anfang März streikenden Bergarbeiter dazu auffordert, ihren Ausstand zu beenden und alle Anstrengungen zu unternehmen, die Produktionsausfälle wieder wettzumachen. Dieser Schritt Jelzins kommt insofern überraschend, als er im Widerspruch zu den Forderungen der Bergarbeiter steht, die erst dann an die Arbeit zurückkehren wollen, wenn Gorbatschow und die sowjetische Regierung ihren Rücktritt erklärt haben. Ungeachtet Jelzins Appell wollen die Bergarbeiter ihten Streik fortsetzen. SEITE 3

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