: Okkultismus und Gnadenbrot
■ Ulrich Reineking-Drügemöller: Text as Text can
Knutschis wollen die Damen des bremer autoclubs für frauen e.V. genannt werden. Im Oktober letzten Jahres veranstalteten die Ladies eine Auto- Rallye : Ganz auf der Linie des VerursacherInnen-Prinzips sollte der Erlös dieser Sause verkehrsgeschädigten Kindern zufließen. Gestern nun übergab Vereinsvorsitzende Margot Bergmann, durchaus verwandt und verschwägert mit dem Autohaus gleichen Familiennamens der Professor Hess-Kinderklinik einen Spezialrollstuhl, finanziert aus den Startgeldern. Wie der Zufall im Straßenverkehr nun einmal spielt, war auch gleich ein passendes kindliches Verkehrsunfall-Opfer bei der Zeremonie dabei.
Gerettet ist das Original Simmenthaler Rindviech Schwalbe. Jahrelang war die Kuh für Milka als lila Werbeträger tätig, doch jetzt wollte Alm-Oehi Werner Kuhnen (5O) als Besitzer das ehemalige Top- Model in den Schlachthof schicken. BILD aber kämpft nicht nur für Sie und andere Verdammte dieser Erde, sondern auch für Haus-und Nutztiere, denen das Gnadenbrot verweigert wird. Der Mann aus dem Berner Oberland lehnte zwar den flehentlichen BILD-Wunsch nach Verschonung ab (“Ich habe 32 Stück Vieh, da kann ich mir das nicht leisten“), aber bei Reinhold Ostendorf (45) fand die Initiative der größten deutschen Tageszeitung offene Ohren. Als Pressesprecher von Jacobs Suchard veranlaßte er den Kauf von Schwalbe zum Schlachtpreis von 2.7OO Mark und garantiert der lila Kuh nun einen friedlichen Lebensabend. Damit bleibt ihr auch die Offerte eines Zirkusengagements erspart, denn Ostendorf weiß: „Das hätte Schwalbe seelisch nicht verkraftet. Sie braucht ihre Alm, die Berge und die Stallgenossen.“
Seinen 7O. Geburtstag feiert morgen der Butenbremer Hans-Joachim Kulenkampff. Bürgermeister Klaus Wedemeier ließ sich nicht lumpen und übersandte dem Nachtgedankler neben Glückwünschen auch ein gutes Kistchen Ratskellerwein vom Besten, wohl bekomm' s, Kuli!
Der Mai, der wird kommen...zum zweitenmal schon ohne rotes Maizelt und seiner einschlägigen Revolutionsfolklore für's leidgeprüfte Herz. Trösten mag der in diesem Jahr wieder recht süffig geratene Maibock und das streng geheime Herrschaftswissen aller Underdogs: „Nichts bleibt, wie es war“. Panta rei sagt wohl der Altphilologe. In diesem Jahr schon einen Maikäfer geküsst?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen