: Pleite für Winnie Mandela
■ ANC-Frauenliga will sie nicht als Präsidentin/ Gertrude Shope gewählt
Johannesburg (taz) — Winnie Mandela hat am Wochenende einen heißen Kampf um die Präsidentschaft der Frauenliga des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) deutlich verloren. Auf dem ersten Kongreß der Frauenliga in Kimberley wurde nach zweitägigem Gerangel um Wahlmodus und Unterstützung ANC-Exekutivmitglied Gertrude Shope in geheimer Abstimmung mit mehr als 400 Stimmen gegen 196 für Winnie Mandela gewählt.
Ihre UnterstützerInnen hatten gehofft, daß Mandelas militantes Auftreten in der Öffentlichkeit mehr junge Frauen und solche, die unter den Gewaltausbrüchen der letzten Monate gelitten haben, in die Frauenliga bringen könnten. Aber die Zweifel über Winnie Mandela, ausgelöst durch das Verfahren wegen Entführung und Körperverletzung, das zur Zeit gegen sie läuft, konnten nicht ausgeräumt werden. Eine Vorentscheidung in der Wahl fiel dann, als Albertina Sisulu, prominente interne Oppositionsführerin und Frau des Mandela-Kollegen Walter Sisulu, ihre Kandidatur zurückzog und sich hinter Gertrude Shope stellte.
Shope ist die prominenteste der drei Frauen in der 35köpfigen ANC- Exekutive. Ihr wichtigstes Ziel wird es sein, der Frauenliga ein deutlicheres Profil zu geben. Trotz verbaler Bekenntnisse zu Emanzipation und Gleichberechtigung beherrschen Männer die Politik des ANC. Frauengruppen waren bisher eher „mütterliche“ Gruppen, deren Funktion die Unterstützung der Männer und Söhne war. „Wir alle sind daran schuld, daß es keine systematische Durchführung von Programmen zur Befreiung von Frauen in unseren eigenen Reihen und in der Gesellschaft gegeben hat“, hatte ANC-Präsident Oliver Tambo in einer Rede gesagt, die zur Kongreßeröffnung verlesen worden war. Hans Brandt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen