Fährt 1992 wieder eine S-Bahn nach Tegel?

Tegel. Die Senatsverkehrsverwaltung will jetzt ernsthaft prüfen, ob sich eine kurzfristige Inbetriebnahme der sogenannten Kremmener S-Bahn auf einem Teilabschnitt lohnt. Dabei geht es um das rund sieben Kilometer lange Stück zwischen den Bahnhöfen Schönholz und Tegel, auf dem die BVG für die Abnahme neuer Fahrzeuge der Waggon Union bereits ein Gleis hergerichtet hat. Grundsätzlich könnte die Strecke schon ab Anfang nächsten Jahres wieder genutzt werden, erklärte jetzt Verkehrsstaatssekretär Ingo Schmitt anläßlich einer Besichtigungstour mit dem neuen S-Bahn- Zug der Baureihe 480. Nach den dann abgeschlossenen Arbeiten am Nord-Süd-Tunnel sollen die Züge der S-Bahn-Linie 2 von Lichtenrade bis zum Bahnhof Waidmannslust fahren. Es böte sich an, jeden zweiten Zug auch gleich nach Tegel »abknicken« zu lassen. Nach Angaben von Schmitt ist auf dem Prüfgleis allerdings nur ein eingleisiger Betrieb im 20-Minuten-Abstand denkbar.

Weiterer Nachteil sei, daß die Bahn lediglich auf dem Bahnhof Eichbornstraße halten könne und somit »an der Tür der Anwohner vorbei« rolle. Dem Staatssekretär zufolge ist andererseits der Entlastungseffekt für die oft arg überfüllte U-Bahn-Linie 6 nach Tegel bei der Gesamtbetrachtung des verkehrlichen Nutzens zu berücksichtigen. Indem man die jetzige Buslinie von Hennigsdorf an den S-Bahnhof Tegel heranführe, sei auch schon die Verbindung ins Umland hergestellt.

Letztlich müßte das Abgeordnetenhaus noch vor der parlamentarischen Sommerpause entscheiden, ob es die Inbetriebnahme der 1984 stillgelegten Bahntrasse als sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar ansehe, sagte Schmitt. Nach seinen Worten reichen »ein paar Millionen Mark« für die Instandsetzung der Bahnhöfe Eichbornstraße und Tegel sowie den notwendigen Einbau einer elektrischen Weiche am Bahnhof Schönholz. Da in Bonn keine Mittel nach dem Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz beantragt wurden, muß die BVG die Kosten für die Kremmener Bahn gegebenenfalls aus eigenen Töpfen finanzieren.

Es gibt auch Befürchtungen, daß die Modernisierung der Kremmener Bahn mehr Gelder verschlingt, als der Verkehrssenator rechnet. Eventuell müßten fünf Brücken saniert oder sogar neu gebaut werden. Schließlich seien die rund ein Vierteljahrhundert alten Schwellen spätestens in fünf Jahren zu erneuern. thok