: Routinearbeit
■ Betr.: "Eine tragische sekunde Unaufmerksamkeit", taz vom 26.4.91
betr.: „Eine tragische Sekunde Unaufmerksamkeit“ (S-Bahn- Unglück in Darmstadt im Februar 1990), taz vom 26.4.91
Es gibt im journalistischen Berufsalltag Arbeiten, die zur stinknormalen Routine gehören. Der Beitrag über den Darmstädter S-Bahn- Unglücksprozeß ist eine davon. Daß es KPK dennoch gelang, einen gravierenden Fehler einzubauen, spricht Bände über den Zustand der taz. [...]
Ein einziger Anruf — Routinerecherche! — KPKs bei der Bundesbahn und er hätte gewußt: Nicht Helmut H. „verursachte das bislang größte Eisenbahnunglück in der Geschichte der BRD“. Das ereignete sich vielmehr am 27. Mai 1971, auf der eingleisigen Nebenstrecke Wupptertal — Radevormwald. Damals starben 41 Kinder und fünf Erwachsene beim Zusammenstoß eines Güterzuges mit einem Schienenbus. Es handelte sich um SchülerInnen und Lehrkräfte (sowie zwei Bahnbeamte) der beiden Abgangsklassen der Radevormwalder Geschwister- Scholl-Schule. [...]
Wenn man schon einen Bericht durch bloße Verwendung von Superlativen dramatisieren will, statt durch inhaltliche Elemente, sollte man nicht so schlampig arbeiten: Es gab noch eine ganze Reihe Eisenbahnunglücke in der BRD, mit mehr Opfern und größerem Sachschaden als in Rüsselsheim. Bei Aitrang entgleiste am 9.2.1971 der TEE „Bavaria“ — 28 Tote. Oder Eßlingen, 31.Juni1961, Zusammenstoß zweier Vorortzüge — 35 Tote. Und was S-Bahnen angeht: Am 26. Oktober1961, in Hamburg. Zusammenstoß mit einem DB-Bauzug — 28 Tote.
Radevormwald fand übrigens nie ein gerichtliches Nachspiel. Werner Schlegel, Essen
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