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Die Reihen lichten sich

■ PreussenElektra steigt vorläufig aus den Plänen für neue Ost-AKWs aus

Die Reihen lichten sich PreussenElektra steigt vorläufig aus den Plänen für neue Ost-AKWs aus

Tief im Winter war's noch, da riefen die Manager der Atomwirtschaft einen neuen Frühling für den Atomstrom aus. Treibhauseffekt, im Braunkohledunst keuchende Ostbürger und die verlockenden Möglichkeiten mit der unerfahrenen Atomopposition in den fünf neuen Bundesländern ermutigten die Konzernherren. Die ersten neuen deutschen Atommeiler seit einem Jahrzehnt sollten im Osten stehen. Auch Bundeswirtschaftsminister Möllemann warf sich nach einem Tête-à-tête mit den Strombossen für deren Atompläne in die Bresche. Doch die linde Frühjahrsluft ist den Atombossen nicht bekommen. Bei 35 Prozent weniger Stromverbrauch im Osten und einer bisher unnachgiebigen Haltung der SPD ist die Euphorie der Stromherren deutlich abgekühlt.

Möllemann, den Finger immer im Wind, vollzog im 'Spiegel‘ denn auch eine Kehrtwende. Jetzt hat PreussenElektra-Chef Hermann Krämer den entscheidenden Satz gesprochen. Die Voraussetzungen für neue AKWs seien derzeit politisch nicht gegeben. Der Chef des größten deutschen Atomstromers erteilte damit neuen Meilern im Osten eine Absage. Krämer weiß sich der Rückendeckung seines Mehrheitseigners Veba sicher. Veba- Chef Piltz strebt den energiepolitischen Konsens mit der SPD an. Wenn ein solcher für neue AKWs (noch) nicht zu haben ist, gibt's eben vorläufig keine neuen Meiler. Auch der Chef des zweitgrößten AKW-Betreibers im Land, Friedhelm Gieske vom RWE, erklärt schon in der Presse, daß „am Anfang der Überlegungen über neue Kernkraftwerksblöcke in den neuen Bundesländern ein allgemeiner Grundkonsens der Parteien bestehen“ müsse.

Bleibt von der Führungstroika der großen Atomstromproduzenten nur noch das Bayernwerk. Denn RWE könne im Osten ganz auf die Braunkohle setzen, argwöhnt man in München. Und die PreussenElektra hat als Veba-Tochter im Norden und an Rhein und Ruhr ihre ökonomische und politische Heimat — die ist bekanntlich sozialdemokratisch. Krämers Einlassung von gestern erinnert an einen inzwischen historischen Satz: Das Entsorgungszentrum Gorleben sei „politisch nicht durchsetzbar“, hatte einst Ernst Albrecht in Hannover gesagt. Es ist bis heute nicht gebaut. Hermann-Josef Tenhagen

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