: Reichsbund gibt sich kämpferisch
■ Landesvorsitzender Franke warnt vor „Entscheidungen mit Schräglage“
„Wenn man schon zum Mond fliegt, möchte ich auch, daß unsere Prothesenversorgung auf dem modernsten Stand ist“, wünschte sich Walter Franke, der Landes- und Bundesvorsitzende des Reichbundes auf dem 12. bremischen Landesverbandstag am Sonnabend. „Bei den in nächster Zeit aufzubringenden Milliarden“, warnte der Vorsitzende des Interessenverbandes von 500.000 Kriegsopfern, Behinderten, Sozialrentnern und Hinterbliebenden vor politischen „Entscheidungen mit Schräglage“, die die Sozialpolitik in Existenznöte bringen könnten. Für Franke ist klar: Opfer müßten sozial gerecht auf das ganze Volk verteilt werden. Er forderte deshalb erneut die Bildung eines gesamtdeutschen Rates.
Angesichts der Mißstände in der Bremer Sozialpolitik beginnt für den ehemaligen Bremer Sozialsenator „das Wasser langsam über den Rand zu laufen“. „Unerträglich“ seien zum Beispiel die Zustände für Behinderte im ÖPNV: „Die wollen behindertengerecht und nicht zusammengepfercht wie in einer Sardinenbüchse transportiert werden“, so Franke. Dringend notwendig sei deshalb ein weiterer Ausbau des ÖPNV-Netzes.
Ein „Skandal“ sind nach Frankes Meinung auch die steigende Kriminalität in Bremen, die Zustände bei den Sozialämtern (Franke: „In den Gängen der Sozialämter geben sich Dealer und Prostituierte die Klinke in die Hand“) und die langen Wartezeiten bei den Gerichten. Franke forderte außerdem die schnelle Beseitigung des Pflegenotstandes und der Wohnungsnot.
Stolz blickte Franke beim Landesverbandstag auf seine vergangene Amtszeit zurück: „Durch unsere Rechtsberatung haben wir im Lande Bremen immerhin siebeneinhalb Millionen Mark für unsere Mitglieder erstritten.“ Wie erwartet wurde der streitbare Ex-Senator dann auch von den knapp 200 Delegierten erneut zum Landesvorsitzenden gewählt. In den nächsten vier Jahren der kommenden Legislaturperiode will Franke verstärkt die Jugend-und Frauenarbeit fördern (60 Prozent der Verbandsmitglieder sind Frauen). An Bürgermeister Wedemeier und die Vertreter der Parteien, die mit Grußworten auf dem Verbandstag erschienen waren, richtete Franke das Versprechen: „Wir werden auch in Zukunft den Politikern auf die Finger schauen. Sozialpolitik hat bei uns höchste Priorität.“ Hajo Oltmanns
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