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Prima Klima-betr.: "Geschichtsverputz in der Nollendorfstraße", taz vom 20.4.91

betr.: »Geschichtsverputz in der Nollendorfstraße«, taz vom 20.4.91

[...] Klar: Die Sanierung durch die Neue Heimat war Pfusch, nachgebessert werden muß heute noch.

Aber: Die Einrichtung der Fußgängerzone gefällt nicht nur mir, sondern vielen Leuten. Die Bäume wachsen prima und verbessern das Klima vor allem im Sommer bei Hitze. Ärgerlich sind dagegen die durchfahrenden Autos, vornehmlich wenn sonnabends die Szene zum Kaffeetrinken anreist und noch fünf Äpfel auf dem Markt kauft, oder wenn im Metropol Konzert ist und die Leute um 23 Uhr mit quietschenden Reifen ihren Parkplatz in der Fußgängerzone verlassen. Die Kinder nutzen den Bereich mit Begeisterung zum Dreirad-, Fahrrad- und Skateboardfahren. Die Kinderläden haben eine Tobezone und die Leute relaxen auf den Bänken. Zwei mäßige und einen schönen Spielplatz gibt es auf den Innenhöfen. Drei Kneipen auf einer Ecke sind sicher etwas viel, andererseits kann ich alle Einkäufe zu Fuß erledigen und habe Frisör, Restaurants, Reparaturgeschäfte und so weiter um die Ecke, habe Bus- und U-Bahnanschluß und viele Freunde in der Nachbarschaft. Vor wenigen Jahren hat die Mieterinitiative noch auf dem Hof gemeinsam gegrillt.

Mit anderen Worten: Ich freue mich, daß die Kinder ungefährdet vor dem Haus herumtoben, Wasser pumpen, Hinkelkasten spielen und das Pflaster bemalen. Die Baumgitter nehme ich wegen der kackenden Hunde hin und freue mich über die »ruhige« westliche Nollendorfstraße. Es schadet nicht, daß das Gewerbe etwas auf Distanz geraten ist. Das Viertel ist eben in den Siebzigern nicht auf dem Prinzip des ökologischen Stattumbaus (heutiger Wissensstand) saniert worden. Fridolin Tietge, Berlin 30

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