: Kastrierte Hauskatze-betr.: "Frech, krumm, ölig, high" (Diego Maradonna), taz vom 30.4.91
betr.: „Frech, krumm, ölig, high“ (Diego Maradonna),
taz vom 30.4.91
Wenn die taz heuer vom „ballgewandtesten Kokser der Welt“ schreibt, fällt das auf.
In ihrem Bemühen um Seriosität und Eigenständigkeit, fort vom Image liebenswert-chaotischer Unrepräsentativität, hat sie nicht nur manchen ideologischen Ballast abgeworfen, inhaltlich (Frauenseite!) wie verbal (Wertungen!), sondern nachhaltig auch den sprachlichen Witz. Die Spontaneität unverbrauchter Formulierungen als Indikator einer alternativ zu den Standardblättern geführten Berichterstattung, hat sich abgenutzt im geistigen und publizistischen Auflagenwettbewerb. Die taz als konstruktive Opposition, wird in vorauseilendem Gehorsam zu ihren MedienkollegInnen immer mehr zur kastrierten Hauskatze, die zwar gegen den Strich schnurrt, aber ihr Gebiß auf dem Nachttisch stehenläßt.
Der Qualitätsgewinn, die Etablierung als anspruchsvoll aktuelle Gegenpresse, ist mit einem hohen Maß an Satireverlust einhergegangen. Der Lesespaß, die Freude an ironischer Präsentation des Tagesgeschehens, an feinsinnige Polemik und die Freiheit des Verzichtes auf Allgemeinnachrichten, sind ein gutes Stück tageszeitungs-Kultur. Jens Klemradt, München
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