: Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu
Nürnberg (dpa/ap/afp) — Das West-Ost-Gefälle auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat sich im April erneut verstärkt. In den neuen Ländern und im Ostteil Berlins waren nach dem am Dienstag veröffentlichten Monatsbericht der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit 836.900 Menschen arbeitslos, 28.600 mehr als im März. Die Arbeitslosenquote stieg von 9,2 auf 9,5 Prozent. Die Zahl der Kurzarbeiter überschritt in der ehemaligen DDR erstmals die Zweimillionengrenze. Dennoch sei der Anstieg geringer als vielfach erwartet, sagte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Ost-West-Wanderungen und Pendlerbewegungen wirkten sich entlastend aus. Dennoch dürfe die relativ geringe Zunahme der Arbeitslosigkeit im Osten, nicht zu falschen Schlüssen verleiten. „Die Talsole ist noch längst nicht erreicht“, viele Betriebe hätten für den 30. Juni Entlassungen angekündigt, sagte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit.
In den alten Bundesländern ging die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum März um 79.000 weiter zurück und liegt jetzt bei 1.651.900. Die Arbeitslosenquote sank von 5,8 auf 5,5 Prozent. Nach Frankes Worten hat im Westen „die positive Grundtendenz auf dem Arbeitsmarkt angehalten“. Dagegen seien im Osten weiterhin unrentable Arbeitsplätze verlorengegangen. Insgesamt waren in Deutschland rund 2,5 Millionen Menschen arbeitslos.
Vom Anstieg der Arbeitslosenzahlen in der ehemaligen DDR waren erneut vor allem Frauen betroffen. Im April waren dort rund 470.000 Frauen arbeitslos, 23.000 mehr als im März. Ihr Anteil an der Arbeitslosenzahl liegt bei 56 Prozent. Nach Angaben der Bundesanstalt nahmen in den neuen Ländern 73.000 Arbeitnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen teil, 18.000 mehr als im März. In Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) wurden etwa 83.000 früher Arbeitslose beschäftigt. Ab ersten Juli sollen Arbeitslose in Ostdeutschland für ein halbes Jahr die Möglichkeit erhalten, bereits mit 55 Jahren in den vorgezogenen Ruhestand zu gehen.
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