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■ Ewan Svenson Quartet
Der Syntheziser hat es nach wie vor nicht leicht im Jazz. Zwar leisten ein paar übermächtige Soloexistenzen (wie Corea, Holdsworth, Hancock, Zawinul) Großes, doch werden sie ob ihres Hangs zum Computer je nach Neigung in Randzonen fortdefiniert — als technozider Jazz/Rock/Pop-Fusion oder was auch immer. Im Nest verbleiben darf, wie es scheint, nur der zögernd teppichhafte Gebrauch, die sparsame lyrische Untermalung à la Towner oder Brüninghaus. Ein Homogenes aber, eine Gebilde will allenfalls bei Metheny aufkommen. So ist der Jazz bislang beim Anblick technischer Innovation immer noch befremdet, gleich etwa dem Postbankservice. Die Skalen werden wie ehedem von Hand addiert.
Erfrischend ist daher das Quartett des schwedischen Gitarristen Ewan Svenson. 1984 gegründet, entwickelte es sich mit wechselnder Besetzung (u.a. auch mit dem polnischen Saxophonisten Zbigniew Namyslowski) zu der heutigen Formation mit Ove Ingemarsson (ten.sax., syn.sax.), Ewan Svenson (g., syn.g.), Matz Nielsson (b., el.b.) und Magnus Gran (dr). Die Elektronik ist gleichwertiges Instrumentarium und erweiterter Horizont. Ihr Einsatz ergibt sich aus erkannter Gelegenheit, nicht aus Zufall, Exhibitionismus oder Experimentierlust. Der Modern Jazz zeigt sich skandinavisch geprägt: weniger ein markiges Pochen in der Schläfe, als ein Atmen, sich Vertiefenb in die melodische Linie. Die liebevoll ausgesponnene gestisch-erzählerische Kurve bestimmt die Improvisationen von Saxophon und Gitarre. Auch Bass und Schlagzeug vermögen nicht städtisch zu untermalen. Puls und Akzente unterliegen einer ruhigeren Vorstellung von Zeit, niedergeschlagen auch schon in den Titeln: »Eagle Eyes«, »2nd Flight«, »Glassvoices«. (Freitag und Samstag um 21 Uhr im Flöz) Jochen Bieß
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