piwik no script img

U-Häftling ohne Kindersegen

Frankfurt (ap/taz) — Ein fortpflanzungswilliger Gefangener, der derzeit in Frankfurt wegen Mordversuchs in U-Haft sitzt, muß wohl auf den Segen der Nachkommenschaft vorerst verzichten. Obwohl er im besten Mannessaft steht, verweigerte das uneinsichtige Frankfurter Oberlandesgericht dem 25jährigen die Fernzeugung eines Sprößlings. Der arme Gefangene wollte aus dem Knast heraus seiner Angetrauten durch künstliche Befruchtung zu einer Leibesfrucht verhelfen. Dieses harmlose Ansinnen wurde jedoch mit dem Argument, dadurch bestehe eine Gefahr für die Sicherheit (!) und Ordnung (!) in der Untersuchungshaftanstalt, von den schwarzgewandeten Paragraphenkennern abgeschmettert. Und das, obwohl der Gefängnisarzt und die hessische Landesärztekammer nichts gegen die sogenannte „homologe Insemination“ hatten und sie sogar für technisch durchführbar hielten.

Befürchtet wurde schlicht, daß das fruchtbare Beispiel Schule machen möchte und ein Knastbruder nach dem anderen zur Zeugung einer Familie schreiten könnte, ganz ohne seine Zelle zu verlassen. „Sofern die Zeugung eines ehelichen Kindes durch natürlichen Schöpfungsakt in noch absehbarer Zeit erwartet werden kann“, meinte das gestrenge OLG in seiner Urteilsbegründung daher, „muß die Erfüllung des Kinderwunsches zurücktreten.“

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen