: Neues Unwetter über Bangladesch
■ Krankheiten breiten sich aus/ Trinkwasser ist verschmutzt/ Bisher Hilfe für 380 Millionen Mark
Dhaka (afp/ap) —Das von der schweren Wirbelsturmkatastrophe heimgesuchte Bangladesch kommt nicht zur Ruhe. Am Wochenende führten weitere heftige Stürme und Regenfälle zu Überschwemmungen, auch ein leichtes Erdbeben wurde registriert. Seit Freitag braut sich zudem ein neuer Sturm im Südosten des Golfs von Bengalen zusammen, der den verwüsteten Küstenregionen erneut mit Zerstörungen droht.
Unterdessen sterben Hunderte der Wirbelsturmopfer an Durchfallerkrankungen, die Presse warnt vor dem Ausbruch der Cholera. Nach vorläufigen amtlichen Angaben sind durch den Wirbelsturm und die Flutwelle vom 29. April 138.868 Menschen getötet worden. Rund 600 Menschen sollen in der überschwemmten Region von Chittagong im Südosten des Landes an Durchfallerkrankungen gestorben sein und 500.000 Menschen wegen verschmutzen Trinkwassers und unzureichender Nahrung daran leiden.
Zahlreiche Menschen wurden am Samstag getötet, als nach erneuten Regenfällen und Stürmen drei große Flüsse im Nordosten Bangladeschs über die Ufer traten.
29 Staaten haben Hilfe zugesagt
Die Behörden befürchten, daß es bei anhaltenden Wolkenbrüchen weitere Opfer geben werde. Nach amtlichen Informationen sollen Hilfsgüter inzwischen die verwüsteten Küstenregionen und die von den neuen Überschwemmungen betroffenen Gebiete im Norden erreicht haben. 16 Helikopter seien im Einsatz, die Flüge würden jedoch zum Teil durch das schlechte Wetter behindert. 29 Staaten und mehrere internationale Hilfsorganisationen hätten bislang Hilfe zugesagt.
Am Sonntag traf in Dhaka ein amerikanisches Vorauskommando ein, dem auf Anordung von Präsident George Bush bis zum Mittwoch mehrere tausend Marineinfanteristen folgen werden. Sie sollen medizinische Hilfe leisten, zerstörte Brücken und Häuser reparieren und mit Dutzenden Hubschraubern bei der Verteilung von Hilfsgütern unterstützen. Der indische Ministerpräsident Chandra Shekhar hielt sich am Sonntag mehrere Stunden in Dhaka auf und versprach, so viele Hubschrauber wie nötig in das Nachbarland zu schicken. Außerdem sagte Shekhar Reislieferungen zu. Aus Madrid flog am Samstag eine Transportmaschine, beladen mit dringend benötigten Hilfsgütern im Wert von 60 Millionen Peseten (etwa eine Million Mark) nach Bangladesch ab. Sie hat Zelte, Kinderbetten, Decken und Babynahrung für das Katastrophengebiet an Bord.
Der bengalische Informationsminister Manzoor-e-Mowla bat um weitere Unterstützung. Bisher habe Bangladesch Hilfe im Wert von 217 Millionen Dollar (380 Millionen Mark) erhalten, was aber bei weitem nicht ausreiche.
Am Samstag starben nach Zeitungsberichten weitere acht Menschen, als im Norden des Landes mehrere Flüsse über die Ufer traten. 150.000 Menschen wurden dabei obdachlos. Zudem wurde Bangladesch von einem leichten Erdbeben erschüttert, dessen Epizentrum in Indien lag. Nach Angaben eines Seismologen des indischen Wetterdienstes in Neu-Delhi erreichte das Beben eine Stärke von 4,9 auf der Richterskala. Berichte über mögliche Schäden lagen zunächst keine vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen