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BEITOBIASSTENGEL

DERKUNST—TIP  ■  HARMONIE UND RHYTHMUS

Verbindliche Meditationsordnungen sind aufgebrochen, Quadrat und Kreis aus der rigiden Form geschoben, Koordinatensysteme überlagert, mikro- und makrokosmische Strukturen sind in Verzerrung gegeben. Niemand erwartet heute endgültige Antworten. Einen Fixpunkt bietet das Spiel mit den alten Gestaltmustern nicht mehr. Vergeblich hat das Wunderbare einer Ordnung immer wieder verführt und pures rationalistisches Denken Mensch und Erde gezwungen. Auf der Suche nach einer offenen Beziehung von Ich und Welt und Kosmos hält die Un-Gestalt wie in Andersens Märchen von der Schneekönigin gefangen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Entdeckung unendlicher Möglichkeiten in einer endlichen Wirklichkeit klammert sich an ein universales Konzept.

Der warme Ton von Sandstein, von dunklem Staub gesättigtes Hartholz, rot- rostiges Gestänge, die unmittelbare Berührung der Skulpturen mit dem Boden, tendieren zu Nostalgie und Natur-Kultur. Im dauernd möglichen Übergang von einer Struktur in die andere, entziehen sich diese brüchig zusammengesetzten Raumkörper der klar umrissenen Besitzwelt. Die Hommage an die Nicht-Form wirkt als kindhaft-lustvolle Lösung; Zustände von Wohlbefinden übertragen sich. Die Distanzen von Material zu Matrial, leere Felder und quasi-geometrische Flächen bestimmen die Atmosphäre des umgebenden Raumes.

Die Provinienz Dresden hat den Bildhauer Tobias Stengel vor dem Verschleiß von Ideen bewahrt. Harmonien und Rhythmen sind noch mit innerlicher Authentizität dem latenten Chaos abgetrotzt. Eine Alternative für jene, die am zerstreuten und perversen Blick des Konsumenten in keinem Fall teilhaben wollen: Im Rahmen einer heilen Kunst-Welt präsentiert sich der persönlich gelebte, mystisch-ästhetische Augenblick körperlich fühlbar. Karla Bikus

GALERIEJOHANNESZIELKE,ODERBERGERSTR.54,1058

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