: Nachgefragt: Hochbau-Karriere
NACHGEFRAGT
Hochbau-Karriere
Helmut Dietrich, seit drei Jahren Leiter des Bremer Hochbauamtes, will sich beruflich verändern: Ab 1. September wird er die Geschäfte der mittelständischen Bremer Baufirma Engeland führen. Engeland ist mit der Konkurrenzfirma 'Kamü‘ führend in der lokalen Bauwirtschaft. Engeland baut für industrielle Auftraggeber wie auch an städtischen Großprojekten u.a. am Weserstadion und am Kongreßzentrum auf der Bürgerweide.
Der Sprecher des Bremer Bausenators, Rainer Imholze, erklärte: „Dies ist eine sehr persönliche Entscheidung von Herrn Dietrich. Da ist doch nichts Schlimmes bei.“ Die Trennung von Bausenator Kunick sei in „gutem Einvernehmen“ erfolgt. Es habe in der Behörde keine Konflikte gegeben.
Bauunternehmer Karl Engeland berichtete, er habe auf seine überregionalen Stellenanzeigen „einen Haufen Bewerbungen“ bekommen und sich für den geeignetsten Bewerber entschieden.
Die taz fragte nach bei dem Umsteiger Helmut Dietrich, der sich selbst als „ehrgeizig“ charakterisiert.
taz: Ist Ihnen die Bürokratie zu bürokratisch geworden?
Dietrich: Nein. Wenn ich sage: Die einen Erdbeeren schmecken süßer als die anderen, sage ich nicht, daß die anderen Erdbeeren sauer sind.
Im Hochbauamt munden die Erdbeeren aber nicht ganz so gut?
Nein. Im Gegenteil. Ich habe mit Engagement, mit Einsatz und Durchsetzungsvermögen — und ich behaupte mal mit Erfolg — bis heute meine Tätigkeit im Hochbauamt gemacht.
Die Überlegung liegt nahe, ob die Kontakte zwischen Amtsleiter Dietrich und der Firma „Engeland“ nicht schon länger etwas enger sind...
Überhaupt keinen.
Und in Zukunft? Muß die Konkurrenz Angst haben?
Ich kann Sie da jeder Sorge berauben. Sämtliche öffentliche Aufträge werden über parlamentarische Gremien kontrolliert.
Das ist ja schön. Sie haben ab Mitte der 70er Jahren in der Bauabteilung der Bremer Uni gewirkt. Wo haben Sie mitgebaut?
Das wissen Ihre Leser doch alles.
Davon gehe ich nicht aus.
Also unter anderem: Sportturm, Produktionstechnik, Fallturm, Forschungsverfügungsgebäude, BITZ, Alfred-Wegener-Institut ...
Auf was freuen Sie sich bei Ihrem neuen Job?
Oh. Gott, auf was freue ich mich... daß ich die Chance bekomme, im Bereich der neuen Bundesländer bei den Filialen der Firma Engeland an der Aufbauarbeit beteiligt zu sein. Ich glaube, daß ich aufgrund meiner Erfahrungen dort erfolgreich arbeiten werde. Int.: B.D.
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