: Für die „sanfte“ Linie
■ Interview mit Edelgard Rockstedt, der neugewählten Frauenbeauftragten beim Senator für Bildung
hier bitte die Frau
„Ribe“
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Edelgard Rockstedt
Rote Rosen vom Ehemann und von einer Kollegin standen gestern auf ihrem Schreibtisch, Kolleginnen gratulierten bei einem kleinen Umtrunk. Edelgard Rockstedt (41) feierte ihre Wahl zur Frauenbeauftragten. Sie ist für fünf Jahre in dieses neugeschaffene Amt gewählt und zuständig für 348 Frauen im Bereich Verwaltung beim Senator für Bildung. Ihre Gegenkandidatin war die Frau, die mit viel Einsatz für das Gleichstellungsgesetz gekämpft hat, Irmtrud Gläser, die Vorsitzende des ÖTV-Kreisfrauenausschusses.
taz: Was haben Sie bisher an Frauenpolitik gemacht?
Edelgard Rockstedt: Gar nichts. Wenn ich so ein Info-Blatt der ÖTV auf den Tisch kriegte, war das für mich so: 'Ach schon wieder so ein Blatt, das kannst Du Dir nicht durchlesen.' Ich empfand das immer so: 'Wir tollen Frauen und die bösen Männer.' Immer diese Konfrontation mit den Männern. In vielen Gesprächen mit Kolleginnen haben wir gesagt: 'Meine Güte, das kann man doch nicht aushalten.' Oder: Wenn jemand sagte: 'Alle Menschen sind Brüder', dann stand Frau Gläser, die Frauenbeauftragte des Personalrats, auf und sagte 'Nicht Brüder, sondern Schwestern'. Das war schlimm. Dogmatisch. Das ist nicht das, was wir Frauen wollen. Man suchte eigentlich eine vernünftige Frau. Das haben mir dann sehr viele Kolleginnen bestätigt, die mich zur Kandidatur gedrängt haben. Sie wollten so vertreten werden, wie wir eben sind.
Ich bin Frau. Ich bin gerne Frau. Ich habe nie Schwierigkeiten gehabt, weder im privaten, noch im dienstlichen Bereich. Ich bin eigentlich immer mit meinen Vorgesetzten und mit meinen Kollegen sehr gut ausgekommen. Ich meine sogar, daß ich persönlich Vorteile hatte, weil ich Frau war.
In welcher Hinsicht?
Wenn mein Kollege etwas erreichen wollte, sei es nur etwas Banales, wurde dem gesagt: Gibt es nicht. Und wenn ich gefragt habe, dann hieß es: Ja, machen wir. — Ich weiß natürlich, daß es viele Frauen gibt, die das nicht können. Es ist klar, daß da was für getan werden muß.
Was machen Sie anders?
Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich zu allen gleichmäßig freundlich. Diese ganze Quotierung ist nicht mein Bestreben. Ich möchte einen Job bekommen, weil man meint, mir traut man das zu als Person. Nicht, weil ich eine Frau bin.
Das Gleichstellungsgesetz beinhaltet aber die Quotierung...
Ich muß mich da erst mal schlau machen. Das ist ganz klar. Aber ich kann nicht wissentlich für eine Frau eintreten, wenn ich wirklich weiß, daß die Kollegin dem Job gar nicht gewachsen ist. Sonst muß man für die Frau kämpfen, das ist ganz klar. Ich habe da auch keine Schwierigkeiten gegenüber der Behördenleitung. Ganz im Gegenteil.
Was wollen Sie als Frauenbeauftragte?
Was wirklich in Angriff genommen werden muß, ist, daß die Frauen, die beurlaubt sind, nicht länger total vom Berufsleben und von den Vorgängen in der Behörde abgeschnitten sind. Die erfahren gerade mal aus der Zeitung, daß wir einen neuen Senator haben. Die brauchen die Möglichkeit, besser in den Beruf zurück zukommen. Wir brauchen Fortbildungsveranstaltungen.
Sie haben ihre Gegenkandidatin, Irmtrud Gläser, als emanzenhaft im negativem Sinne beschrieben. Warum?
Zum Beispiel als wir mit mehreren Frauen mit unserem Staatsrat gesprochen haben über die Freistellung der Frauenbeauftragten. Da habe ich für mich gedacht: 'Wenn ich jetzt der Staatsrat gewesen wäre und in diese Versammlung gegangen wäre mit dem Vorsatz: Ihr kriegt diese Freistellung. Und wie Frau Gläser aufgetreten ist, hätte ich gesagt: Nein, ihr kriegt die Freistellung nicht.' Für mich macht sie es unklung. Sie geht nicht auf die Männer zu, unsere Behördenleitung ist nun mal von Männern besetzt, sondern sie schlägt gleich rein. Ich versuche es erst einmal etwas sanfter. Daß es dann vielleich auch etwas hart ausfallen kann, das läuft dann schon so, da können Sie auch meinen Mann fragen.
Haben Sie die Freistellung bekommen?
Nein. Da ist das Gesetz unausgegoren. Ich kann nicht dieses Gesetz in Kraft treten lassen und dann überhaupt nicht die Freistellung regeln. Frau Kerstein war da nicht hart genugt. Interviews: Barbara Debus
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