piwik no script img

Toben, Wogen, Zappeln

■ Schlachthof-Publikum hörte am Pfingstsonntag gutgelaunt 3 Punk-Trios

Eigentlich waren die Umstände für das Mißlingen eines Konzertabends nie so günstig. Da beginnt der erste Act mit reichlicher Verspätung und erweist sich auch noch als Langweiler des Abends. Big Thing hießen die drei jungen Männer aus Philadelphia, die mit bravem Punk-Liedgut die Kesselhalle des Schlachthofes beschallten. Ihr schlichtes Muster: Gitarrengeschrabbel, Schlagzeuggehacke und Baßgewummere, fertig war die Krach-Melange.

Nach ihnen kamen Flag of Democracy auf die Bühne. Sie kamen auch aus der Stadt am Delaware River, waren aber wesentlich flinker als ihre Vorgänger. Den Geschwingigkeitsvorteil konnte das Publikum aber leider nur visuell wahrnehmen, denn der Mixer sorgte dafür, daß die einzelnen Instrumente im Sound- Matsch untergingen.

Gegen Mitternacht war die Stimmung im Publikum immer noch auffallend gut, die Umbaupause wurde zu regem Bierkonsum genutzt, und alle freuten sich auf die Nord-Londoner Band Snuff. Das Trio war im Gegensatz zu den Vorgängern überraschend gut abgemischt und nutzte diesen Vorteil auch.

Party-Punk der freundlichen Art boten die drei Briten, und damit trafen sie den Geschmack der ZuhörerInnen genau. Eine breite Front vor der Bühne tobte ausgelassen, in die sich immer wieder mutige „stage diver“ mit vorgestreckten Armen von der Bühne stürzten.

Wie friedfertig auch bei harter Musik die Atmosphäre sein kann, bewies der Auftritt von Snuff eindrucksvoll. Die gute Laune der Band übertrug sich unmittelbar auf die wogende und zappelnde Menge. Da parodierten die Musiker englische Corn-FlakesWerbungen, griffen auf afrikanische High-Life-Rhythmen zurück oder holten sogar einen Posaunisten auf die Bühne, der mit kräftigen Schüben den Spaß noch vorantrieb.

Der wiederholte Versuch der Drei, das Konzert zu beenden, weil ihnen einfach die Stücke ausgingen, wurde schon im Ansatz von vielen Händen vereitelt. Immer wieder wurden sie auf die Bühne zurückgedrängt und mußten weiterspielen. Die Nacht der Trios endete schließlich im Dunst von Schweiß und Rauch, als die Engländer mit ihren Kräften am Ende waren.

Cool J.F.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen