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Nathan hungert weiter

Ein Israeli protestiert gegen das Kontaktverbot  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Seit drei Wochen schon befindet sich Abie Nathan im Hungerstreik. Gestern nun bat ihn PLO-Chef Arafat in einem Telegramm persönlich, die Aktion abzubrechen, obwohl er den „mutigen Kampf gegen Unterdrückung und das Engagement für Freundschaft und friedliche Koexistenz von zwei Völkern und zwei Staaten“ bewundere. Doch der israelische Friedensaktivist will weitermachen, bis die Knesset ihr Gesetz zurücknimmt oder ändert, welches Kontakte mit Palästinensern verbietet, die der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) angehören, und mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft.

Vor zwei Tagen mußte der Hungerstreiker ins Spital, wo sein unregelmäßiger Herzschlag behandelt wurde. Nathan lehnte jedoch Vitaminspritzen und andere Mittel ab und verlangte, sofort wieder in sein Hungerstreikzelt in Tel Aviv zurückzukehren, wo er nun Mineralwasser trinkt und Sympathisanten empfängt. Nur die Nächte und die heißen Tagesstunden verbringt er in einem Hotelzimmer.

Abie Nathan, dessen „Friedensschiff“ an der Küste Tel Avivs seit Jahren populäre Musik, Nachrichten und Interviews sendet, war schon einmal eingesperrt, weil er das Gesetz gebrochen hatte, gegen das er jetzt mit seinem Hungerstreik erneut ankämpft. Gegenwärtig läuft ein Verfahren gegen ihn wegen der Gespräche, die er im März 1990 mit Jassir Arafat geführt hat. Der Ankläger beschuldigte Nathan, ein „Kollaborateur“ der palästinensischen Feinde zu sein. Seine Verteidiger weisen darauf hin, daß die Zusammenkunft mit dem PLO-Chef im Rahmen einer Pressekonferenz in Anwesenheit vieler Journalisten stattgefunden habe und sogar gefilmt worden sei. „Wie soll man denn sonst zum Frieden kommen, wenn man mit dem Feind nicht reden darf? Außerdem wollte ich mit Hilfe des Interviews die Bevölkerung Israels darüber informieren, was Palästinenser wirklich denken und sagen.“

Das Gerichtsverfahren wurde auf den September vertagt.

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