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Unruhen bei indischen Parlamentswahlen

Neu Delhi (afp/dpa/taz) — Der erste von drei Wahltagen in Indien hat weit mehr Menschenleben gefordert, als anfangs vermutet. Bei Ausschreitungen im Zusammenhang mit den Wahlen wurden nach Polizeiangaben etwa 73 Menschen getötet. Inzwischen wurden in 285 Stimmbezirken Nachwahlen angeordnet, weil Urnen gestohlen, Wahllokale mit Handgranaten gesprengt, Wähler eingeschüchtert oder vorfabrizierte Stimmzettel gefunden wurden.

Der Schwerpunkt der Unruhen lag in den nordindischen Bundesstaaten Uttar Pradesh und Bihar. Allein in Meerut, einer Stadt mit hohem Anteil moslemischer Bevölkerung, kamen 18 Menschen ums Leben. Über Meerut und die Stadt Sikandrabad sowie mindestens vier weitere Orte wurden Ausgangssperren verhängt. Nach Berichten von 'UNI‘ wurden vor allem Pressevertreter mehrfach von militanten Parteivertretern brutal angegriffen, als sie Wahlfälschungen dokumentieren wollten. Das vier Mann starke Kamerateam einer privaten Nachrichtenfilmgesellschaft wurde in Uttar Pradesh krankenhausreif geschlagen.

Beim ersten Wahltermin am Montag waren 197 Millionen InderInnen aufgerufen, 139 der 545 Abgeordneten zu wählen. Insgesamt sind bis zum Sonntag 514 Millionen Inder aufgerufen, ein neues Unterhaus in Neu Delhi sowie acht Landesparlamente zu wählen. Die Auszählung der Stimmen soll am kommenden Montag beginnen.

Gestern schoben sich die rivalisierenden Parteien gegenseitig die Schuld für die Zwischenfälle zu. Vor allem die rechtsgerichtete Bharatiya Jamata Party (BJP), die für den Bau eines Hindu-Tempels an der Stelle einer moslemischen Moschee in Ayodhya im Bundesstaatt Uttar Pradesh plädiert, wurde für die Ausschreitungen verantwortlich gemacht. Für die Wahlen wurden in Indien außergewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Die Wahltermine waren auf drei Tage verteilt worden, um die Stationierung von Sicherheitskräften im Land zu erleichtern. Die Stimmabgabe wurde am Montag von einem starken Polizeiaufgebot überwacht.

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