Kurden zur Behandlung ausgeflogen

■ Mittlerweile neun kurdische Flüchtlinge in deutschen Krankenhäusern/ Konkurrenz um Patienten

Bonn/Berlin (taz) — Zwei weitere kurdische Flüchtlinge sind über die Pfingstfeiertage aus dem Flüchtlingslazarett des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an der türkisch-irakischen Grenze in die Bundesrepublik zur medizinischen Weiterbehandlung ausgeflogen worden. Damit befinden sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes und des DRK nunmehr neun Kurden in deutschen Krankenhäusern. Ärzte im Flüchtlingslager hatten gegenüber Pressevertretern letzte Woche scharfe Kritik geübt, da sie in mehreren Fällen Anträge auf eine medizinische Weiterbehandlung in der BRD gestellt hätten, aber seit bis zu drei Wochen auf eine Entscheidung warteten. Sowohl im Auswärtigen Amt (AA) als auch in der Einsatzleitung des Deutschen Roten Kreuzes wurde jedoch versichert, daß sämtliche Anträge der behandelnden Ärzte unverzüglich bearbeitet würden. Zwei Patienten mit schweren Brandverletzungen seien bereits am 5. Mai nach Deutschland ausgeflogen worden. In anderen Fällen habe man allerdings Rückfragen gestellt, ob eine Behandlung in bundesdeutschen Krankenhäusern notwendig sei. Von weiteren Anträgen sei ihnen nichts bekannt, versicherten Vertreter des DRK und des AA. Die deutschen Ärzte im Flüchtlingslager an der türkisch-irakischen Grenze hatten jedoch angegeben, für über 20 Patienten in ihrem Lazarett Anträge auf Weiterbehandlung gestellt zu haben.

Verzögerungen haben sich nach Angaben eines Berliner Arztes durch bürokratische Hindernisse türkischer Behörden eingestellt. Diese hätten verlangt, daß türkische Mediziner die zur Ausreise vorgeschlagenen Patienten vorab untersuchen.

Wie berichtet hatten Städte und Gemeinden bereits vor Wochen angeboten, Krankenhausbetten für verletzte kurdische Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen — damals noch in der Annahme, daß vor allem schwerverletzte Opfer der irakischen Bomben- und Napalmeinsätze dringend in deutschen Hospitälern behandelt werden müßten. Für diese Menschen kam die Hilfe allerdings meist zu spät, da sie häufig die Flucht nicht überlebten. Um die wenigen Patienten, die bislang ausgeflogen worden sind, ist zwischen einzelnen Städten und Krankenhäusern offenbar ein regelrechter Konkurrenzkampf ausgebrochen. Allein Bayern hatte 5 Millionen Mark zur medizinischen Betreuung von irakischen Kurden zur Verfügung gestellt. Bislang sind jedoch nur vier kurdische Kinder in bayerischen Krankenhäusern in Behandlung. Daß von diesen Geldern bisher nicht mehr Patienten geholfen werden konnte, schiebt man im bayerischen Sozialministerium auf die Bundeswehr, die prinzipiell den kostenlosen Transport der Kranken zugesagt hat. Im Verteidigungsministerium jedoch wartet man bisher vergeblich auf konkrete Aufträge. anb/Ve.