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Hart, aber weich

■ Sweethards/Bremen neben Alice Donut/New York

Das Gedrängel war riesengroß und entsprechend roch die Luft im Hastedter Wehrschloß. Es war aber nicht etwa der Ruhm einer höchst populären Band, der so viele Menschen anlockte, sondern eher der vorauseilende Kultcharakter zweier sehr unterschiedlicher Bands aus Bremen und New York. Mit den beiden Quintetts Sweethards und Alice Donut präsentierten sich zwei ausgesprochene Gute-Laune- Gruppen.

Die drei Sweethards Elke (voc), Sabine (b) und Birgit (dr) sind in Bremen keine Unbekannten. Schon vor zehn Jahren spielten sie in der reinen Frauen-Formation „Substral“, mischten danach kräftig bei „Rubber C.E.“ mit und wechselten dann einfach die Männer aus.

Jetzt begleiten Gordon und Wurzel das Trio an den Gitarren. Heraus kommt eine gedämpft wohltuende Mischung aus sägenden Saitenklängen und dem Gesang der Frontfrau Elke. Die durchaus dem Punk entlehnten Muster zielen aber nicht auf Hauruck-Rhythmen, sondern orientieren sich eher an abgerundeten Konturen und legen sich stilistisch nicht fest.

Die Amerikaner Alice Donut waren da schon eine Nummer härter, aber auch nicht auf ein bestimmtes Schema zu reduzieren. Die fünf Musiker aus Manhattan, die alle noch anderen Jobs nachgehen müssen, waren im letzten Herbst bereits in Bremen. Schon im vergangenen Jahr brachte ihnen das Publikum Ovationen entgegen. Ihre komplexe Mischung aus straffen Independent-Stücken und manchmal nostalgisch anmutenden Sechziger-Jahre-Klängen war überaus tanzbar.

Die Donuts fallen bei ihren Stücken damit auf, nie auf einer musikalischen Schiene steckenzubleiben, sondern immer wieder überraschende Tempowechsel und Breaks einzustreuen. Die bis in Tremolobereiche gehende Stimme des Sängers Tom kommt diesem Prinzip mit ihrer Flexibilität entgegen.

Daß sie auch wüst und ungehobelt draufloshämmern können, brachten sie ebenfalls zu Gehör, aber schon im nächsten Moment trat Drummer Steve mit einer Posaune an den Bühnenrand und blies für eine Indie-Band ungewöhnliche Töne ins Publikum. Selbst im langen Zugabenteil boten die ausgepumpten Fünf noch einmal New Yorker Einsichten in die große Welt des Rock'n'Roll: eine Art 30-Jahres-Rückblick. Auf die Frage, wie so nette Jungs im Moloch ihrer Heimatstadt überleben können, kam allerdings nur ein schlichtes „Keine Ahnung“. Lobsang Samten

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