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Die kleine Tierschau

■ Es kreucht und fleucht im heutigen Fernsehprogramm

Nichts gegen Wale, aber gepflegt sollten sie sein. So wie Namu, der Raubwal (Pro 7, 12.55 Uhr), der 1966 von Ivan „Daktari“ Tors engagiert wurde, um ebenso herzig wie domestiziert die Wellen seines Seewasseraquariums zu durchpflügen. Das Rezept hatte zuvor bei den Filmen um den klugen Delphin Flipper bereits bestens funktioniert. Wir erinnern uns: „Spaß will er machen, tolle Tricks/ Er schenkt uns Stunden des Glücks...“

Ein anderer Klassiker audiovisueller Tierfreundschaft ist und bleibt natürlich Lassie (Pro 7, 15.35 Uhr). Die Wiederholung der ganz frühen Staffeln ermöglicht ein Wiedersehen mit Lassies erstem Herrchen, dem blitzblanken All-American-Boy Jeff Miller. Zwischen 1954 und 1957 wachte er über Lassies Wohlergehen, bevor der kleine Waisenjunge Timmy das Tier übernahm. Im Alter, das spurlos an ihm vorüberzugehen schien, wurde Lassie zunehmend unabhängiger und emanzipierte sich Anfang der Siebziger sogar gänzlich von menschlicher Bevormundung. Zudem begab es sich wunderbarerweise, daß der Rüde lauter kleine Lassies gebar. Doch auch die Anbiederung an die neue Mütterlichkeit als Schachzug im Kampf um die Einschaltquote half dem cleveren Collie wenig — der langjährige Arbeitgeber CBS schläferte die Serie ein bzw. stellte 1973 auf Zeichentrick um.

„Aus dem Leben der Landschnecken“ berichtet Bodo Ullrich unter dem Titel Langsam, aber sicher (ARD, 14.30 Uhr), und der bezieht sich dabei nicht etwa auf Pepita-Hüte tragende Autofahrer aus dem Emsland, sondern meint tatsächlich jene schleimigen Gesellen, die sich, wer hätte es gewußt, vor 500 Millionen Jahren an Land wälzten und unterwegs ihre Kiemenhöhle in eine Lunge umwandelten. Wenn Eisbären im Wasser stehen (1 plus, 18.00 Uhr), ist entweder Badetag oder das ewige Eis schmilzt, was Lawrence Moore als Hinweis auf die globale Klimakatastrophe interpretiert. Dem arktischen Meister Petz kann geholfen werden: Nogger Dir einen! Um weitere Erkenntnisse zum Thema bemüht sich zuvor schon die Länderkette mit Das Reich des Eisbären (14.25 Uhr).

Ebenfalls im Reiche der Länderkette regt sich der Schatten der Kobra (15.35 Uhr), wobei es sich aber um bereits die vierte Folge einer britischen Fernsehserie handelt, deren Inhalt Neueinsteiger sowieso nicht mehr kapieren.

Der Film Die schwarzen Adler von Santa Fé (Pro 7, 18.05 Uhr) hat weniger mit Zoologie zu tun als vielmehr mit dem rührenden Versuch des deutschen Regisseurs Ernst Hofbauer, einen Western zu inszenieren. In einer Nebenrolle berlinert sich Edith Hanke durch New Mexico, und die Comanchen lachen sich scheckig.

Von Rätseln, ja Wundern möchte man sprechen angesichts der Geheimnisse unserer Tierwelt. Unerklärlich beispielsweise ist uns das Verhalten der botswanischen Flamingos, die sich in der definitiv lebensfeindlichen Salzwüste Makgadikgadi einfinden, um dort ihre Eier abzulegen, eine riskante Angelegenheit, denn die Aufzucht wird zum Wettlauf mit der Dürre (ZDF, 21.15 Uhr).

Auch der massivhölzerne Mime Sly Stallone gehört in diese kleine Übersicht, röhrt und rumört er doch als Rambo (Tele 5, 22.00 Uhr) derart brünftig in den amerikanischen Wäldern herum, daß das aus dem Munde eines unbekannten Manta-Fahrers stammende Verdikt „tierisch“ hier als Qualitätsprädikat zitiert und ebenso rückhaltslos wie zustimmend übernommen werden darf.

Einen dicken Brummer sucht dagegen die Rockstar-Karikatur Marius Müller-Westernhagen und fightet als Theo gegen den Rest der Welt (Länderkette, 23.05 Uhr). Beim Aussteigen immer den Zündschlüssel abziehen, so lernten wir es bereits in der Fahrschule, und langjährige Praxis in der Taxibranche bestätigte diese goldene Regel. Theo, übermüdet und ein dringendes menschliches Bedürfnis verspürend, hält sich nicht dran und verliert prompt den mühsam ersparten 38-Tonner. Die Suche nach dem LKW führt ihn durch halb Europa, wobei ihm die Landkarte seines Taschenkalenders eine große Hilfe ist.

Etwas weiter noch trieb es unsere Hildegard Knef, als sie 1967 den alten Seelenverkäufer „Carita“ bestieg, um das Gruseln zu lernen. Sie strandet nämlich mit anderen Passagieren in der berüchtigten Sargasso See, wo die Reisenden unversehens auf die Nachfahren spanischer Conquistadoren und auf schlüpfrige Monstren stoßen. „Lost Continent“ alias Bestien lauern vor Caracas (Sat.1, 0.05 Uhr) ist ein Trash-Klassiker der Superlative und ein Muß für alle Anhänger unfreiwillig schrägen Humors.

Insektizide helfen nicht gegen die Libellen, die ein zu Beginn des Films noch unbekannter Killer bei seinen Opfern hinterläßt. Im Todeskreis Libelle (Pro 7, 1.10 Uhr) bewegt sich der Mailänder Inspektor Paolo Scaporella, während er nach einem gewieften Mörder fahndet, der seinem Verfolger immer einen Hufbreit voraus zu sein scheint...

Ein ziemliches Affentheater gibt es spät nachts noch auf RTL plus, wenn sich Im Schatten des Kilimandscharo (1.30 Uhr) ganze Horden von Pavianen zusammenrotten und unter dem Eindruck einer langanhaltenden Hitzeperiode Menschen anknabbern, von denen einige in jener Gegend sowieso nichts zu suchen haben... Mr. Ed

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