: Vom Meister bleibt nur der Herbst
■ Karlsruher SC gegen Werder 1:1 / Unnütze Tore, unzufriedene Zuschauer
Vor 17.000 ZuschauerInnen plänkelte der jetzt endgültig dem Abstieg entronnene Karlsruher SC mit elf lethargischen Fußball- Oldies von der Weser. Daß die in teuflisches Rot gekleidet waren, machte sie nicht bissiger.
Zwei Ereignisse waren ursächlich für das Harmlos-Gekicke: Werders 0:1 gegen Stuttgart und das 1:0 des KSC in Bochum. Bei umgekehrten Spielausgängen wären noch mehr Leute in die Baustelle Wildparkstadion gekommen, hätten wohl ein besseres Spiel gesehen. Stattdessen mußten sie mit anschauen, wie die Werderaner Bode, Rufer und Bockenfeld darum wetteiferten, wer denn am häufigsten in die Badische Abseitsfalle schlittert.
Werder kam meist von rechts über Notnagel Bockenfeld, Karlsruhe schlug die Bälle hoch vor Recks Tor, eine sichere Beute für den langen Rune Bratseth. Und als der KSC mal Tordrang beweisen wollte, betätigte sich Uli Borowka als lebendiger Puffer — aus die Maus! Torlos ging es in die Pause. Und danach ging es genauso weiter. Die Folge: ein
„Aufhören! Aufhören!“ Ein 0:0 hätte es auch getan
gellendes Pfeifkonzert, „Aufhören! Aufhören!“
Werders Auftritt in Karlsruhe läßt für das Pokalfinale Böses ahnen. Von wegen dreimal... Ein Eckball landete schließlich nach 54 Minuten auf Marco Bodes Kopf, dem gar nichts anders übrig blieb, als das Unmögliche möglich zu machen und in diesem Spiel ein Tor zu erzielen.
Es war eine überflüssige Anstrengung, denn nun kam der KSC besser ins Spiel, erabeitete sich Torchancen, deren beste Mehmet Scholl neun Minuten vor Schluß zum 1:1 nutzte. Aber ein 0:0 hätte es für beide auch getan. Wie sagte doch Winnie Schäfer nach dem Spiel: „In Kaiserslautern haben wir super gespielt und verloren, und heute...“.
Genau, aber das ersparen wir uns. Weit wichtiger: Wer wird denn nun Deutscher Meister? Dazu wollte er nichts sagen, der Otto Rehhagel, denn nun hat der SV Werder tatsächlich nichts mehr damit zu tun. Wenigstens nicht direkt. Eher schon der 1. FC Kaiserslautern. Und der ist nächsten Samstag Gast im Weserstadion. „Wichtig ist nur unsere Chance, die wir jetzt haben“, dozierte Rehhagel, sprach vom UEFA-Cup (!) und ganz nebenbei nur vom Pokalfinale in einem Monat in Berlin (das letztes Jahr verlorenging — gegen Kaiserslautern). Günter Rohrbacher-List
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