: Mehrheit der Berliner VerkehrsteilnehmerInnen ausgegrenzt
■ Betr.: SFB 2 soll schneller als die Polizei werden", taz vom 26.4.91
Betr.: »SFB 2 soll schneller als die Polizei werden«,
taz vom 26.4.91
SFB 2 will seine Einschaltquoten steigern. Dazu soll auch die »Verbesserung der Verkehrshinweise« gehören. Dies ist lobenswert, weil überfällig.
Schon der Name »Verkehrshinweise« hält bisher nicht das, was er verspricht. Denn Verkehrshinweise sind bei SFB und RIAS fast ausschließlich Autoverkehrshinweise. Jahrelange Bemühungen des Fahrgastverbandes IGEB, endlich auch die Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel zu informieren, bleiben bis heute ergebnislos. Daß es auch anders geht, zeigt der Berliner Rundfunk mit seinem Verkehrsservice.
Wer gehofft hat, daß nun endlich auch der SFB Hinweise für Fahrgäste in sein Programm aufnimmt, wird jedoch sogleich beim Weiterlesen der taz-Dokumentation ernüchtert. Die Verbesserung soll lediglich darin bestehen, daß der SFB nun auf den ADAC statt auf die nach seiner Auffassung zu langsame Polizei als Informationsquelle zurückgreifen will. Daß von dieser Autolobby Hinweise für Bahn- und Busbenutzer kommen werden, kann ja wohl ausgeschlossen werden.
Das heißt nichts anderes, als daß SFB 2 auch zukünftig die Mehrheit der Berliner ausgrenzen will, denn die Autofahrer stellten in der Vergangenheit nicht die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer, und sie werden es in Zukunft nicht tun. Im Gegenteil, das Wachsen Berlins ist zwangsläufig mit einer starken Zunahme der Benutzer von Bus und Bahn verbunden. Wenn der SFB es also ernst meint mit seinen Bemühungen um höhere Einschaltquoten, dann sollte er sich endlich einmal dieser Hörergruppe annehmen. Gerhard J.Curth, Vorsitzender des Fahrgastverbandes IGEB
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