: George Bush, die Jod-S-11-Körnchen und der CIA
Im Bush-Haushalt geht die gefährliche Schilddrüsenkrankheit um/ Beschuldigt wird nun das Trinkwasser ■ Aus Washington Rolf Paasch
Der Präsident der Vereinigten Staaten ist halt doch was Besonderes. Wo die normalsterblichen Opfer der „gefährlichen Schilddrüsenkrankheit“ entweder Jod-S-11-Körnchen schlucken oder einen ganz normalen Hausarzt aufsuchen, rückt bei körperlichen Beschwerden im Hause Bush gleich der Geheimdienst CIA an. Und Krankheiten gibt es im Präsidentenhaushalt in beängstigender Menge und Form.
George Bush leidet an der Basedowschen Krankheit, was den Analytikern seiner hyperaktiven Außenpolitik schon lange vor seinen Herzrhythmusstörungen hätte auffallen müssen. Auch seine Frau Barbara hat eine überproduzierende Schilddrüse, die nicht länger als Allergie gegen ihre unmöglichen Perlenketten abgetan werden kann. Und selbst Hündin Millie, mit der seit ihrem literarischen Bestseller-Erfolg über das Hundeleben im Weißen Haus schon etwas nicht stimmte, erkrankte im vergangenen Jahr an der Hautkrankheit Lupus, also ebenfalls an einer Schwächung des Immunsystems. Anläßlich der infinitesimalen Unwahrscheinlichkeit solcher Koinzidenzien von eins zu drei Millionen, lag hier also eindeutig eine akute Bedrohung der nationalen Sicherheit vor. Der Feind, so wird vermutet, ist nicht etwa ein eingeschmuggelter sowjetischer Schilddrüsenerreger, sondern das Wasser: im Weißen Haus, in Bushs Ferienheimen in Camp David oder Kennebunkport. Oder im Washingtoner Amtssitz des Vizepräsidenten, den das Ehepaar Bush und Millie zu Ronald Reagans Zeiten acht Jahre lang bewohnten. Dort sucht die CIA jetzt Spuren von Jod und Lithium.
Wie auch immer diese Spurensuche ausgehen mag, verweist die Episode auf einen bisher wenig beachteten Aspekt der „Neuen Weltordnung“: Die Spitze des Geheimdienstes sollte in Zukunft nämlich nicht mehr mit Spionage- oder Sowjetexperten wie dem Bush-Kandidaten für das Amt des CIA-Chefs, Robert Gates, besetzt werden, sondern mit einem Mitarbeiter von Greenpeace oder der staatlichen Umweltschutzbehörde EPA. Bleibt zu hoffen, daß die Wasseranalysen der CIA genauer sind als deren Warnungen vor dem Einmarsch Saddam Husseins in Kuweit.
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