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Wenn die Abgeordneten den Hintern hochkriegen

■ Fußballmatch Berliner Abgeordnetenhaus gegen Landtag Sachsen-Anhalt/ Heckelmann als Mittelfeldmotor

»Will ma' so sagen — is ja Meinungsfreiheit — von mir aus kommen taz und SFB hier nicht rein!« beschied der Polizistenbewacher der Ruhlebener Kaserne die Reporterin, aber schließlich ging's dann doch.

Zu diesem Zeitpunkt stand es im Duell Berliner Abgeordnetenhaus gegen Landtag Sachsen-Anhalt schon 1:0. Die Sachsen, wohl in der Absicht angetreten, den Gegner zu verwirren, fanden einfach kein Konzept, den furiosen Sturmlauf der Berliner zu stoppen.

Das dem so war, war auch das Verdienst eines Mannes: des unermüdlichen Mittelfeldmotors Heckelmann, seines Zeichens Innensenator. Wie er seinen Gegenspieler, einen dicken Gelben, im Griff hatte, ja, ihn ein ums andere Mal narrte und sich doch aufopferungsvoll in den Dienst der Mannschaft stellte — da machte das Zuschauen Freude. Und als er nach der 1. Halbzeit den Platz verließ, waren sich die Experten einig: »Wir haben die Zukunft des Berliner Fußballs gesehen!«

Schön, wie bescheiden der Herr Innensenator aber blieb: »Ob ich gut gespielt habe, müssen andere entscheiden«, sprach der sympathische Ausnahmefußballer. Wechselgerüchte wurden zwar nicht bestätigt, aber der Plan, Heckelmann in die Bundesliga zu verkaufen und mit dem Erlös den Berliner Haushalt zu sanieren, scheint weiter zu bestehen, zumal angeblich Uli Hoeneß kurz gesehen wurde...

In der 2. Halbzeit nahm der Berliner Druck weiter zu, obwohl beide Torwarte in der Halbzeit um Mäßigung baten (»Nicht so hart schießen, Jungs!«). Der Sachse Jürgen Achtel, schon mit Magdeburg 1974 im Viertelfinale des UEFA-Cups gescheitert, konnte am erneuten sportlichen Fiasko nichts ändern — nicht nur, daß er einen Elfmeter verschoß, nein, er war auch nicht ganz unschuldig am zweiten Berliner Treffer...

Fünf Minuten später, die Herren in Gelb schienen sich gerade von dem Schock erholt zu haben, schlug es erneut im sächsischen Tor ein: 3:0, laut wurden die in Traditionsrot angetretenen Berliner als »rote Socken« beschimpft, Nervosität machte sich breit. Dr. Mollenhauer, der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes, war dem Druck dann auch nicht mehr gewachsen: Gelb wegen unerlaubten Ballwegschlagens (böse Zungen im Berliner Team behaupteten, daß ihn nur die Würde seines Amtes vor einer roten Karte gerettet habe).

Das 4:0 in der 63. Minute, nach der Vorlage eines dicken gelben Bauches auf einen Berliner, und das 4:1, erzielt vom Magdeburger Ersten Bürgermeister Steinecke, rundeten ein wirklich gelungenes Fußballfest ab. Auch der überlegen leitende Schiedsrichter H.J. Frost (SC Tegel) war beeindruckt: »ganz ordentliches Spiel«. Wiewohl es mit der Fairneß und den Fußballregeln noch etwas haperte bei den Abgeordneten: »Auf einem richtigen Fußballplatz hätten sie Probleme...« Elke Wittig

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