: Abstrakter Wert
■ Betr.: "Unsere Blutfrömmigkeit auf den Straßen", taz vom 21.5.91
betr.: „Unsere Blutfrömmigkeit auf den Straßen“, taz vom 21.5.91
Der Hinweis auf die tatsächliche technische Unzuverlässigkeit des Verkehrsmittels Auto in der Anwendung durch den Menschen in seiner Unzulänglichkeit unterstreicht die Nichteignung des Autos als Gesamttransportmittel. Jeder Autofahrer, der am Anfang des Jahres die Unfallquote mit Todesfolge registriert, wird das Gefahrenpotential nicht auf sich selbst beziehen — die etwa 8.000 Toten (der alten Bundesländer) bleiben ein abstrakter Wert. [...]
Wäre die Bahn analog mit 2.000 Toten pro Jahr belastet (jede Woche zum Beispiel ein schweres Unglück mit etwa 40 Toten!) — sie gäbe es schon nicht mehr. Die Realzahl der Straßenverkehrstoten wird gesamtgesellschaftlich seltsamerweise hingenommen. Es handelt sich um individuelle Ereignisse, die in der Gesamtbilanz den einzelnen nicht zu berühren scheinen. Die Streß-, Stau- und Unfallerfahrung wird gleichfalls individuel erlebt und erlitten, von der Verantwortungslosigkeit gegenüber der Umwelt ganz abgesehen. Eine kollektive Handlungsgrundlage scheint sich offensichtlich daraus nicht entwickeln zu lassen. Eberhard Piltz, Bremen
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