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SPD umarmt Thierse und Hildebrandt

Vorstandswahlen beim SPD-Parteitag: Ostdeutsche KandidatInnen Thierse und Hildebrandt rekordverdächtig/ Gutes Ergebnis für Lafontaine/ Otto Schily und Wolfgang Ehmke durchgefallen  ■ Von Tina Stadlmayer

Bremen (taz) — Ein solches Traumergebnis wie der neue Parteivorsitzende Björn Engholm bekam er nicht, aber immerhin anständige 82,3 Prozent. Der ehrgeizige Oskar Lafontaine wird mit der Anzahl der Stimmen, die er für den stellvertretenden Parteivorsitz erhielt, kaum unzufrieden sein. Nur der kluge und redegewandte Wolfgang Thierse aus Ost-Berlin erhielt mit 423 deutlich mehr Delegierten-Stimmen als Lafontaine. Neben den beiden wählten die SozialdemokratInnen den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau (87,2 Prozent) und die Schwäbin Herta Däubler- Gmelin (80,7 Prozent) wieder als stellvertretende Parteivorsitzende. Mit großer Mehrheit wählten sie auch die einzigen Kandidaten für den Posten des Geschäftsführers und den des Schatzmeisters: den Schwaben Karlheinz Blessing und den Hamburger Hans-Ulrich Klose.

Bei der Wahl zum 45köpfigen Parteivorstand gab es schon mehr Überraschungen: Mit Abstand die meisten Stimmen, 339 von 484, bekam Regine Hildebrandt. Die brandenburgische Sozialministerin hatte am Mittwoch abend noch eine sehr eindringliche Rede über die Lage in Ostdeutschland gehalten. Mit ihrer überzeugenden und engagierten Art, sich für die Menschen einzusetzen, hat sie fast alle in ihrer Partei für sich gewonnen. Knapp hinter Regine Hildebrandt liegt mit 327 Stimmen die neue bayerische Landesvorsitzende Renate Schmidt. Die verschmitzte Bundestagsvizepräsidentin und ausgewiesene Partei-Linke wird von fast allen GenossInnen geliebt. Sie hat die undankbare Aufgabe übernommen, den bayerischen SPD-Karren aus dem Dreck zu ziehen. Dementsprechend mies fiel denn auch das Wahlergebnis dessen aus, der den Karren mit hineingezogen hat: Karlheinz Hiersemann bekam gerade mal 91 Stimmen und flog aus dem Vorstand. — Überraschender Neuzugang im Parteivorstand: Mit 257 Stimmen wurde der Lafontaine-Vertraute und Fraktionsvorsitzende im saarländischen Landtag Reinhard Klimmt gewählt.

Neu in den Vorstand wurden außerdem der Engholm-Vertraute Gerd Walter, die thüringische SPD- Vorsitzende Gisela Schröter und der Bundestagsabgeordnete Franz Müntefering gewählt.

Das drittbeste Wahlergebnis nach Renate Schmidt ging an den brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe. Von einem generellen Ossi-Bonus kann dennoch nicht die Rede sein. So kam der SPD-Vorsitzende von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner, ebensowenig in den Vorstand wie der Ostberliner Pastor Konrad Elmer. Nicht nur der Brandenburger Manfred Stolpe, sondern auch der Rest der „schmucken Riege“ (Anke Fuchs) der sozialdemokratischen Ministerpräsidenten wurde — wie erwartet — mit vielen Stimmen wieder in den Vorstand gewählt: der frischgebackene hessische Landesvater Rudolf Scharping, der Hesse Hans Eichel, der Niedersachse Gerhard Schröder und der Hamburger Henning Voscherau.

Überraschend nicht mehr im SPD-Vorstand ist jedoch der Bonn- Befürworter Horst Ehmke. Er verpaßte mit 202 Stimmen knapp die erforderliche Mehrheit. Auch Otto Schily fiel im zweiten Wahlgang erneut durch.

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