Julia Has 2 Lovers

■ Ich spiel' den Regisseur!

Wir drehen uns einen Film:Irgendwann abends in Venice, Kalifornien: Die Hobby-Gruppe „Take it easy“ weiß nicht mehr weiter: Jeder hat schon sein Selbsterfahrungs-Buch geschrieben, sein Urschrei-Bild gemalt, mit Blockflöte und Rassel Musik gemacht und kommunikativen Bauchtanz absolviert. Was nun? Die schöne Daphna dreht sich ein Löckchen um den Finger: „Ich hätte da eine Idee“, sagt sie versonnen. „Wir wären jetzt mal Filmschauspieler.“ „Oh, toll!“, ruft Bashar, „ich hab doch sogar noch eine Kamera.“ Daphna denkt weiter nach, gräbt in ihren Jungmädchen-Erinnerungen, als sie sich nachts, vor dem Einschlafen, zwischen zwei Lovers phantasierte: „Ich will die Hauptrolle spielen“, sagt sie, „und zwei Männer aus der Gruppe müssen um mich werben.“ „Haach, wie langweilig“, stöhnt einer in der Ecke, aber die anderen haben angebissen. „Also, den Titel haben wir ja schon“, sagt Bashar: „Daphna has 2 Lovers“. „Nicht Daphna winkt Daphna ab, „im Film will ich anders heißen. Ich schlage Julia vor.“ „Julia“, „Julia“, schreien die anderen durcheinander, „und wer soll dein Romeo sein?“ Daphna wird ungehalten. „Ich hab doch zwei gesagt, zwei Romeos. Der eine will mich heiraten, der andere auch.“

„Na und? Was dann?“, grummelt der Spielverderber in seiner Ecke. Doch David, der Schönling aus der Gruppe, schnipst mit dem Finger: „Ich hab's. Wir brauchen ein bißchen Sex.“ „Höhö“, grölt das schmale Hemd, das auch auf den Namen David hört, „und ich besorg's ihr. Am besten von hinten, am Küchentisch.“ „Igitt“, sagt Daphna, „aber doch nicht in echt?“ „Ach was“, lacht der dünne David. „Wir wären doch Filmschauspieler.“

„Und was soll der zweite David tun?“, grübelt Bashar Shbib, der jetzt mal Regisseur wär. Bei Daphna, die für ihr Leben gern mit Freundinnen telefoniert, ist der Groschen schon gefallen: „Der andere ruft mich an, und wir telefonieren andauernd miteinander. Ich kenne ihn nicht, aber er sieht natürlich ganz toll aus. Und dann reden wir über unsere Kindheit, daß unsere Mütter uns nicht verstanden haben. So von wegen: auch jetzt noch unverstanden, bloß wir beide am Telefon können uns solche Sachen sagen.“

„Und wie soll's ausgehen?“, fragt wieder der Spielverderber. „Das ist doch klar“, sagt Daphna, „ich schlafe mit David, der sich unheimlich in mich verliebt, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Ich will dann wieder den anderen David, aber dann doch nicht und am Schluß bleib ich emanzipiert allein.“ „Na gut“, sagen die anderen aus der Gruppe. „Los“, drängelt Daphna, „gehen wir in meine Wohnung und fangen an.“

In der Schauburg soll man für das Ergebnis nun Eintrittsgeld bezahlen.

Sybille Simon-Zülch