: Bremen — World Trade Center für Fernost
■ Asia-Pacific-Center am Hillmannplatz eingeweiht / 70 Firmen wollen dort ihre Büros eröffnen
Völlig überwältigt von dem großen Ansturm war gestern die Küche des neuen „World Trade Center — Asia Pacific Center“ (APC) am Hillmannplatz. Über 400 Gäste aus der interessierten Bremer Geschäftswelt und aus fernen asiatischen Staaten füllten das großzügige Foyer des neuen Gebäudes. Hier soll Bremen den Anschluß an das „Meer der Zukunft“ nicht verpassen, der Pazifik sei „die Wachstumsregion“ der Zukunft, lobte Handeskammer-Präses Berghöfer die bremische Zukunftsvision. Kaufleute, die sich auch dorthin orientieren, „haben die Zeichen der Zeit erkannt“.
Der gnädige Duft der Räucherstäbchen überdeckte bei der Einweihungsfeier die scharfen Ausdünstungen des neuen Teppichbodens. In 15 Monaten war der 50-Millionen-Bau hochgezogen worden. Firmen wie „Dong Fang“, „Meewoo“ und „Tjipta Niaga“ werden zwischen den englischen Adressen dem Hillmannplatz eine exotische Note geben.
„Kompetenz und vorausschauende Wirtschafspolitik“, lobte Bürgermeister Wedemeier seine Politik, treibe das Bundesland Bremen zu der großzügigen Finanzierung des Zentrums — der Bauherr Grothe hat eine Einnahmegarantie und die ostasiatischen Firmen haben drei Jahre lang die Büroflächen umsonst. Bremens Selbständigkeit sei ein „Wunschkind der Verfassungsgeber“, versicherte Wedemeier den Gästen aus den 12 ostasiatischen Staaten, auch die Zusammenarbeit mit Niedersachsen solle besser werden.
Der Fernseh-Journalist Winfried Scharlau zeigte sich weniger eng dem Flecken an der Weser verbunden. Er hatte mit seinen Kontakten den Bremer Wirtschaftsförderern geholfen und warnte vor dem deutschen Schutzzoll-Provinzialismus, dessen Horizont an der Landesgrenze halt macht. Zur Ehre der Kultur der Gäste hatten die bremischen Wirtschafsförderer ein Beiprogramm mit traditionellem nordindischem Ausdruckstanz und mit einer Koto-Musik, gespielt von Schülerinnen des Bremer japanischen Internates, organisiert.
Auf den oberen Etagen des „Asia Pacific Center“ herrscht noch Ruhe. Die meisten Räume sind leer, in Bremen schon ansässige Firmen konnten den Umzug offenbar schneller besorgen. „Wearnes“ Computer (Singapur) kam von der Schlachte ins Center, „Cosric Shipping Agency“ vom Breitenweg. Melchers verlegte seine Elektronik-Abteilung an den Hillmannplatz — in der alten Adresse an der Schlachte war es zu eng geworden, erklärte G. Melchers der taz. Deutsche Firmen müssen allerdings die ortsüblichen Mieten zahlen. Die Asia Permai GmbH hat ihre Rattan- Möbel jetzt nicht mehr Am Wall, sondern im Asia-Center ausgestellt, mit seinem Froschschenkel-Handel hat sich der indonesische Ika-Muda-Konzern allerdings bereits die geharnischte Kritik des Tierschützers Wolfgang Apel eingefangen.
Werden durch die Subvention gerade die Firmen angelockt, die ihre Miete nicht zahlen können? Keynes wußte schon, berichtete Handelskammer-Präses Berghöfer, daß der Unternehmer auch nach Gefühl entscheidet. Und da bietet das „Asia Pacific Center“ einiges: Hilfe für eine „reibungslose Genehmigung von Anträgen“ bei Behörden und Unterstützung auch bei den „weichen Faktoren“ wie Wohnungssuche, Sprachunterricht, schulischer Versorgung. Zudem bietet Bremen, lobt sich das „World Trade Center“, eine „optimale Anbindung an Luft, Wasser, Straße und Schiene...“ Die bremische Flughafen-AG kann das so nicht bestätigen: Flugzeuge Richtung Fernost, die in Bremen starten, würden spätestens über Pakistan zumindest in der Luft neu aufgetankt werden müssen... K.W.
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