Jordaniens König Hussein: Keine Reise nach Jerusalem

 ■ Aus Tel-Aviv Amos Wollin

Die israelische Einladung an den jordanischen König Hussein, zu bilateralen Verhandlungen nach Jerusalem zu kommen, beruht offenbar auf einem Mißverständnis. Die französische Zeitschrift 'Le Point‘ hatte am Wochenende ein Interview mit dem Monarchen veröffentlicht, in dem Hussein mit den Worten zitiert wird, es sei „Zeit, mit israelischen Führern Auge in Auge zu sprechen, um Frieden für künftige Generationen sicherzustellen“. Israelische Politiker hatten die Äußerungen dahingehend interpretiert, daß Jordanien zu separaten Verhandlungen mit Israel bereit sei. In Amman wurde dies inzwischen dementiert. Hussein habe in dem Interview, das schon einen Monat zurückliegen soll, gemeint, daß direkte Verhandlungen mit Israel im Rahmen einer von US-Außenminister Baker initiierten Nahostkonferenz stattfinden sollten, und zwar auf Grundlage der UN-Resolution 242 — also „Land für Frieden“ —, hieß es in Amman. Politische Beobachter in Israel nehmen an, daß es Husseins Absicht war, die Reaktion Syriens und der Palästinenser zu testen.

Der israelische Wohnungsbauminister Ariel Scharon meinte, eine Begegnung mit Hussein sei wünschenswert, allerdings nur, um dem jordanischen König zu erklären, daß mit Jordanien bereits ein palästinensischer Staat bestehe und daß es bei Friedensverhandlungen daher nur eine jordanische Delegation geben dürfe. Eine palästinensisch-jordanische Doppeldelegation sei unerwünscht. Israels Außenminister Levy, der sich zur Zeit in Paris aufhält, kritisierte diese Äußerungen Scharons und forderte von Ministerpräsident Schamir eine Klarstellung der gültigen Politik Israels gegenüber Jordanien.

Levy versucht während seines Parisbesuchs, ein Abkommen mit der EG zu schließen, das Israel ab 1992 besonders günstige Handelsbedingungen mit den Europäern sichert. Israel ist im Gegenzug bereit, den Europäern eine Rolle in einer zukünftigen regionalen Nahostkonferenz zuzubilligen, die über den reinen Beobachterstatus hinausgeht.