: Anklage gegen Inge Viett
■ Dem Ex-RAF-Mitglied wird Mordversuch vorgeworfen
Berlin (taz) — Die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe hat nun auch gegen die RAF-Aussteigerin Inge Viett Anklage beim 2. Strafsenat des Oberlandesgerichtes in Koblenz erhoben. Der 47jährigen gelernten Kinderpflegerin wird in der Anklageschrift neben der Mitgliedschaft in der „Roten Armee Fraktion“ (RAF) auch ein vierfacher Mordversuch im Zusammenhang mit dem mißglückten RAF-Anschlag auf den Oberkommandierenden der Nato-Truppen in Europa, General Alexander Haig, und eine Schießerei mit einem französischen Polizisten vorgeworfen. Inge Viett war im Juni letzten Jahres unter dem Namen Eva Maria Schnell in Magdeburg festgenommen worden.
Bei dem Sprengstoffanschlag auf den späteren US-Außenminister Haig im Juni 1979 im belgischen Obourg war Inge Viett nach den Angaben der Bundesanwaltschaft zwar nicht direkt zugegen, sie soll sich aber „gemeinsam mit weiteren RAF-Mitgliedern an der Planung und Vorbereitung des Anschlages“ beteiligt haben. Darüber hinaus wird Viett vorgeworfen, am 4. August 1981 in Paris einen Polizeibeamten niedergeschossen zu haben, der sie zum Anhalten aufgefordert hatte. Der Beamte ist seitdem fast vollständig gelähmt.
Das besondere Interesse der Bundesanwälte gilt aber den Verbindungen, die Inge Viett noch als Mitglied der „Bewegung 2. Juni“ zum Staatssicherheitsdienst der DDR hergestellt hat. Dieser Kontakt soll seine Anfänge im Frühjahr 1978 genommen haben, als Viett an einer Ostberliner Grenzübergangsstelle festgenommen wurde. Nach einem Gespräch mit dem Leiter der Stasi-Abteilung „Terrorbekämpfung“ soll ihre Weiterreise gestattet worden sein. Die Staatssicherheit soll ein Jahr später auch dafür Sorge getragen haben, daß Inge Viett aus tschechischer Untersuchungshaft wieder freigelassen wurde. Aufgrund der Kontakte soll sich die Stasi 1980 bereit erklärt haben, „aussteigewillige“ RAF-Mitglieder in der DDR aufzunehmen und sie mit einer neuen Identität auszustatten. „Im Ergebnis“, so die Bundesanwälte, gehe aber auch die gewährte militärische Ausbildung aktiver RAF-Mitglieder auf die von Viett geknüpften Kontakte zurück. Wolfgang Gast
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