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Schwule und Lesben in Uniform

■ Bündnis 90/Grüne fordert schwule und lesbische PolizistInnen/ Mehr Aufklärung in den Schulen

Berlin. Die Berliner Polizei solle endlich gezielt schwule und lesbische PolizistInnen einstellen — das forderte gestern Christian Pulz, offen schwules Mitglied im Abgeordnetenhaus und schwulenpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Grüne. Nur durch diese Maßnahme, die sich in Städten wie Amsterdam und San Francisco schon seit Jahren bewähre, könne die Polizei Schwule und Lesben vor rechtsradikalen Überfällen schützen.

Als weitere Konsequenz aus den jüngsten Überfällen in Mahlsdorf und Mitte verlangte Pulz die Einstellung aller antischwulen Polizeirazzien. Ferner müsse die Berliner Polizei einen hauptamtlichen Schwulen- und Lesbenbeauftragten einsetzen, der nach Möglichkeit selbst schwul oder lesbisch sein solle. Der bisherige Beauftragte, Kriminalhauptkommissar Heinz Uth, ist nur nebenamtlich für die Schwulen und Lesben tätig und nach eigenem Bekunden nicht schwul.

»Die Schwulen sind es leid, auf die Polizei zu warten. Die rechtsradikalen Angreifer müssen sehen, daß sich ihre Opfer auch wehren können«, meinte Pulz. »Antifaschistische Selbstschutzgruppen« dürften daher nicht kriminalisiert werden. Zwar sei er gegen gezielte Gegenangriffe auf »faschistische Nester«, doch selbst dafür hätte er, »ehrlich gesagt«, Verständnis. Am wichtigsten sei es jedoch, zwischen Lesben- und Schwulengruppen und der Polizei einen gemeinsamen »Informationspool« einzurichten. In diesem Forum könnten alle Beteiligten an einem gemeinsamen Sicherheitskonzept arbeiten.

Die Schulverwaltung müsse es den Schwulen- und Lesbengruppen außerdem erlauben, in den Schulen Präventions- und Aufklärungsarbeit zu leisten. Über die »unwissenschaftlichen Äußerungen« von Schulsenator Jürgen Kleemann (CDU) sei er »sehr betrübt«, sagte Pulz. Mit der Begründung »biologisch normal ist die Heterosexualität« hatte Kleemann schwul-lesbische Aufklärungsarbeit an den Schulen abgelehnt.

Das Bündnis 90/Grüne verlangt vom Senat außerdem 200.000 Mark für den Aufbau eines Schwulen- und Lesbenhauses. Besonders geeignet hierfür sei eine Etage im »Haus der Jungen Talente« (HdjT), das gegenwärtig »abgewickelt« wird. Das HdjT empfehle sich auch aufgrund seiner innerstädtischen Lage, meinte Halina Bendkowski vom Bündnis 90/Grüne. Abseits in einem Außenbezirk wäre die Bedrohung durch rechtsradikale Überfälle wesentlich höher. Marc Fest

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