Freundliche Übernahme der taz 25.09. : Klimabewegung kapert Medienhaus
Klimaaktivist:innen übernehmen die digitale und gedruckte taz vom 25. September 2020 anlässlich des Global Strike Day. Kostenloser Download der Ausgabe.
Von BEATE WILLMS
Einen so irren langen Vorlauf haben taz-Projekte nur selten. Im Februar hatten wir Klimaaktivist:innen aufgerufen, sich für eine taz-Übernahme zu bewerben. Geplant war eine Ausgabe zum taz-Geburtstag im April.
Wir wollten sehen, was die seit Greta Thunbergs Schulstreik neu formierte Klimabewegung tatsächlich mobilisiert, welche Fragen sie sich stellt – frei von jeglicher journalistischer Einschätzung und Analyse unsererseits.
Mehr als 200 Bewerbungen gingen ein, eine diverse Redaktion wurde zusammengestellt – dann kamen Corona und Kontaktsperre. Die taz ging ins Homeoffice, die Klimabewegung ins Netz, das Projekt in den Wartestand.
Bis wir es nicht mehr aushielten: Klimakonferenzen wurden verschoben, Umweltschützer:innen in Kohlekommissionssitzungen zermürbt und von der Umsetzung der Ergebnisse enttäuscht, eindeutige klimapolitische Vorgaben bei Coronahilfen blieben aus. Zeit, zu schauen, wie sich die Klimabewegung angesichts der neu dazugekommenen Pandemiekrise formiert hat, was aus den alten Zielen geworden, welche neuen sie formuliert hat.
Vielfalt der Klimaaktivist:innen
Am 25. September 2020, zum Global Strike Day, wird das alles in der taz stehen – endlich. Und noch viel mehr: 50 Aktivist:innen, die sich vorher größtenteils nicht kannten, haben sich in den letzten Monaten einen Crashkurs in Sachen Medienmachen verordnet. Alles digital natürlich und praktisch nur über Videoschalten und Telefonkonferenzen.
Leute von Fridays for Future sind dabei, von Ende Gelände, von Bürger:inneninitiativen, aber auch Gewerkschafter:innen, Mitglieder traditioneller Umweltverbände, queere und nicht so queere Menschen, ganz junge und deutlich ältere, und rein kartoffelig ist die Gruppe auch nicht.
Auf das Ergebnis sind wir alle gespannt: Was wir wissen, ist, dass sie das von uns lieb gewonnene Seiten- und Ressortkonzept als Erstes über den Haufen geworfen haben. Viel Platz bekommen Bildung und Wissenschaft; die klassischen Ressorts Inland, Wirtschaft und Umwelt sowie Ausland werden aufgelöst und die Welt in Lokales und Globales unterteilt.
Einer der Schwerpunkte: Selbstverständigung
Systemwandel bekommt eigene Seiten wie auch Bewegung. Kultur und Gesellschaft dagegen dürfen bleiben – aber natürlich mit einer starken inhaltlichen Schwerpunktsetzung. Kommentare werden nicht eigens betreut und ausgegliedert, sondern dürfen quasi überall vorkommen.
Inhaltlich bekommt die Selbstverständigung viel Raum: Wie ist das, in der Zukunftskommission Landwirtschaft zu sitzen? Wollen wir so etwas weiterhin? Bleiben wir Aktivist:innen? Auf der Straße und außerparlamentarisch? Gehen wir in die Parlamente? Aber auch die innere Verfasstheit steht auf dem Prüfstand. Etwa mit Beiträgen, warum die Klimabewegung auch eine feministische sein muss und Klimagerechtigkeit nur mit queeren Perspektiven funktionieren kann.
Gar nicht zu reden von der Debatte, welche Rolle Bildung und Wissenschaft spielen und wie sie zur Transformation beitragen können. 33 Seiten und quasi ganz taz.de wollen gelesen werden. Wir freuen uns drauf! Und auf Ihr Interesse.
Klimabewegung kapert die taz – am 25. September 2020 online & gedruckt, im Abo & in der App.