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Sozialhilfezahlen sinken

■ Zweiter Bremer Sozialbericht vorgelegt / Senatorin optimistisch

Verarmung ist kein schicksalhaftes Einzelereignis. Ganz im Gegenteil lassen sich Strukturen und Zusammenhänge aufdecken, die „in unzumutbarer Weise viele Menschen in Bremen und Bremerhaven“ sozialpolitisch betreffen, teilte Sozialsenatorin Sabine Uhl gestern der Presse mit, als sie den zweiten Bremer Sozialbericht vorlegte. 300 Seiten stark ist die behördliche Auflistung des Elends, auf deren „Aufforderungscharakter“ Sabine Uhl ausdrücklich hinwies.

In Bremen beziehen rund 40.000 Menschen Sozialhilfe. Die Daten des Beobachtungszeitraumes (der vergangenen drei Jahre seit Erscheinen des ersten Sozialhilfeberichtes 1987) deuten jedoch an, daß deren Zahl in Bremen wie Bremerhaven zurückgehen wird: Gemessen an der Einwohnerzahl sind schon jetzt die Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt (HLU) von 8,6 Prozent (im ersten Quartal 1990) auf 7,7 Prozent im ersten Quartal 1991 gesunken. Ursachen nennt der Sozialbericht hierfür nicht.

Auch die Zahl der arbeitslosen SozialhilfeempfängerInnen ist rückläufig: sie liegt mittlerweile 8,9 Prozentpunkte unter dem Niveau von 1987. Allerdings ist der Anteil derer, die weder Arbeitslosengeld noch —hilfe beanspruchen können, seit Jahren vergleichsweise um ein Drittel höher als diejenigen, die nach dem Arbeitsförderungsgesetz (AFG) Leistungen erhalten.

Je „näher“ arbeitslose SozialhilfeempfängerInnen noch dem „allgemeinen Arbeitsmarkt“ sind, desto schneller und dauerhafter kämen sie aus dem Sozialhilfebezug wieder raus, betonte die Sozialsenatorin, und sie forderte: „Arbeitsmarktfernere Sozialhilfeempfänger müssen eine stärkere Stützung durch Instrumente der Sozialhilfe erfahren.“ Uhl nannte dabei den Ausbau des derzeit 1.000 Plätze bietenden Beschäftigungsprogramms „Arbeit statt Sozialhilfe“, wobei außerdem Qualifizierungsmöglichkeiten zu überlegen seien.

Alleinerziehende sind von Armut besonders bedroht: Sie machen 3,6 Prozent aller Bremer Haushalte aus, mußten aber zu 16,4 Prozent von Sozialhilfe existieren. 90 Prozent aller Alleinerziehenden sind Frauen. Aus den vorgelegten Zahlen folgerte die Sozialsenatorin: „Es muß an ein verstärktes Angebot von Arbeitsgelegenheiten bzw. Qualifizierungsmaßnahmen mit gleichzeitig angebotener Kinderversorgung gedacht werden, das aus Sozialhilfemitteln finanziert wird.“ Pilotvorhaben gibt es bereits.

Der Sozialbericht stellte außerdem u.a. fest: Daß immer mehr Alte auf Hilfen in besonderen Lebenslagen aus dem Sozialhilfetopf zurückgreifen müssen. Daß Überschuldung besonders die SozialhilfeempfängerInnen trifft — 75 % der in Bremerhaven betreuten Schuldner scheitern an Krediten unter der 5.000 Mark- Grenze. ra

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