Antarktis-Kompromiß gefährdet

Madrid (dpa) — Die USA und Großbritannien haben überraschend den Ende April in Madrid erzielten Kompromiß über den Schutz der Umwelt in der Antarktis in Frage gestellt. Die amerikanische und britische Delegation forderten gestern in Madrid zum Auftakt einer neuen Sonderkonferenz die Vertreter der 37 anderen Staaten des Antarktisvertrags auf, das von Experten ausgearbeitete Umweltschutz-Protokoll, das eine wirtschaftliche Ausbeutung des „weißen Kontinents“ auf mindestens 50 Jahre verbietet, noch zu ändern. Ende April hatten sich die Delegationen nach harten Verhandlungen darauf geeinigt, daß die Sperrklausel nach 50 Jahren nur mit einer Dreiviertelmehrheit aufgehoben werden kann. Die USA und Großbritannien verlangen jetzt eine Lockerung jener Bestimmungen, die faktisch auf ein permanentes Verbot des Abbaus der Bodenschätze in der Antarktis hinauslaufen. Die gestern vormittag eröffnete dritte Sondersitzung soll den Ende April im Prinzip vereinbarten Text des Umweltschutzprotokolls für die Antarktis endgültig ausformulieren und am kommenden Sonntag für die Unterzeichnung aus Anlaß des 30. Jahrestages des Inkraftretens des Antarktisvertrages fertigstellen. Das Protokoll muß dann noch ratifiziert werden. Deutsche Vertreter waren davon ausgegangen, daß an den grundsätzlichen Vereinbarungen vom April nicht mehr gerüttelt wird. Das Protokoll regelt auch den bislang minimalen Tourismus in der Antarktis und will die Umweltauswirkungen der wissenschaftlichen Tätigkeit begrenzen.