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Barzani und Saddam sind sich angeblich einig

■ Noch keine Details über den „Vertragsentwurf“ bekannt/ Islamische „Erweiterte Kurdistanfront“ fordert Sturz Saddams

Sawita/Berlin/Teheran (ap/taz/ afp) — Eine Einigung zwischen den Kurden und der Bagdader Regierung steht nach Angaben eines Vertreters der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) kurz bevor. Der Vertraute Massoud Barzanis sagte am Sonntag in Sawita im Norden Iraks: „Alle Probleme sind beseitigt.“ Ein in Bagdad ausgearbeiteter Kompromißvorschlag solle nun von etwa 300 Vertretern des kurdischen Volkes beraten werden.

Kurdenführer Barzani und seine Delegation sind am Sonntag von Bagdad nach Kurdistan gereist. Dort wollen sie sich Anfang nächster Woche in der Nähe von Schaqlawa mit Jalal Talabani und anderen Vertretern der Kurdistan Front zu Beratungen über die Verhandlungen mit Saddam Hussein treffen. Der Führer der Patriotischen Union Kurdistans, Talabani, hält sich noch in der Türkei auf. Sollten er und die anderen Kurdenvertreter dem Vorschlag zustimmen, will Barzani nach Bagdad zurückkehren und dort Einzelheiten mitteilen.

Details des Vorschlags liegen noch nicht vor. Der Londoner Vertreter der Kurdistan Front, Hoshyar Sebari, erklärte der taz telefonisch nur: „Es gibt einen Vertragsentwurf, der drei Punkte umfaßt: den Demokratisierungsprozeß im Land, die kurdische Autonomie und die Normalisierung der Situation im Norden. Wir brauchen jetzt keine weiteren Verhandlungen, denn für beide Seiten ist alles klar.“ Die Diskussionen zwischen den Kurdenführern sollten dazu dienen, eine „möglichst weite öffentliche Unterstützung für das Abkommen zu gewinnen.“ Die Ölstadt Kirkuk solle von einer gemischten kurdisch-irakischen Administration regiert werden. Wie das Öl unter dem Boden der Stadt, um daß sich der Streit letztendlich dreht, verteilt werden soll, ist aber noch nicht bekannt.

Drei islamische kurdische Organisationen gaben inzwischen die Gründung einer „Erweiterten Kurdistanfront“ bekannt. Ziel der Organisation sei es, im Irak eine islamische Regierung einzurichten. Dies meldete Radio Teheran am Sonntag. Der Sender beruft sich dabei auf ein Mitglied einer Gruppe religiöser Kurden, die von Scheich Mohammed Khalid Barzani, einem Onkel Massoud Barazanis, geleitet und vom Iran unterstützt wird. Die neue Bewegung wolle den „Kampf gegen das Regime fortsetzen“ und verweigere jeden Kompromiß mit Bagdad. Die beiden anderen Mitglieder der „Erweiterten Kurdistanfront“ sind laut Radio Teheran die „Kämpfer von Kurdistan“ sowie die „Nationale Islamische Bewegung“. Die Organisation distanziere sich von der „Kurdistanfront“. Im Gegensatz zu dieser Bewegung wolle sie die „Einheit im Kampf gegen das Regime in Bagdad erreichen und eine islamische Regierung anstelle des Baath-Regimes“ an die Macht bringen. taud

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