Nicht zu Kopf gestiegen...

■ „Ein Hauch von Luxus“, ARD, Montag, 22 Uhr

Jahr um Jahr schon durchmißt Albert Krogmann für den Südwestfunk die Status-Sphäre, uns Kunde zu geben vom verantwortungsvollen Tun der Alt- und Neureichen. Nicht ungern wuchtet er dabei seinen sukkulenten Leib vor die Gummilinse, damit er wiederscheine im Glanze strahlender Schönheit oder blinkender Pracht. An die Costa Smeralda entführte er uns, teilzuhaben an der Passion des rheinländischen Unternehmers Herbert Dahm, der beiläufig luxuriöse Yachten entwirft, welche alsdann von liebevollen Vätern für neun Millionen Flöhe beispielsweise als Geschenk zum 26. Geburtstag ihrer frühreifen Töchter erworben werden. Käp'n Dahm muß märtyrerhaft Fragen erdulden wie: „Sind Sie eigentlich die ganze Zeit ein kreativer Motor, der ständig auf Touren laufen muß?“ Was er gesagt hat? Natürlich hat er gesagt, „Tja, isch muß sagen, vielleicht brauchisch das etwas...“ Bei all seinem Erfolg ist der „kreative Querdenker“ ein Meta-Sympath geblieben: „Dem Selfmademan, der alles Materielle erreicht hat, ist der Erfolg niemals zu Kopf gestiegen“, verkündet uns eine Märchenonkelstimme. Wir glauben es, was bleibt uns anderes übrig...

Rasch hüpfen wir über den großen Teich, wo der Muselmane Brian Bosworth zum neuen Leinwandstar aufgebaut werden soll. Der blonde Hüne erzählt freimütig: „Ich bin nicht von materiellen Dingen abhängig. Es ist nicht so, als gehe ich mit einer Tasche voller Geld aus und müßte dann alles bis auf den letzten Groschen ausgeben.“ Da sieht man wieder: Bei Neureichs geht's zu wie bei uns zu Hause. Außer vielleicht, daß Papi nie seine Finanzberater fragte, ob er sich denn etwas kaufen dürfe. Bosworth macht das, und seine Finanzberater „fanden das lustig“. Es bleibt nur eine Frage offen. Eingangs war die Rede von einem Elf-Millionen-Dollar-Vertrag. Bosworth wird drei Filme drehen, dotiert mit zunächst drei, dann vier und schließlich fünf Millionen Dollar. Macht nach Adam-Schwaetzer zwölf Millionen. Geht da eine für die Finanzberater ab?

Auch Alain Dominique Perrain, der Herr über Cartier, gibt sich auf seinem Wochenendschlößchen volksnah. Der Luxusautosammler legt auch mal selbst Hand an die Motorhaube seines JaguarE, tönt es aus dem Off. Schließlich noch ein Abstecher nach Dubai, wo Seine Hoheit Sheikh Ahmed bin Rashid Al Maktoum gnädig empfängt und huldvoll lächelnd berichtet, daß er als Student von seinen Eltern nur 560 Dollar moantlich erhalten habe. „Ich glaube“, so der Oberscheich, „wenn man einem Studenten zuvor Geld gibt, dann geht er vielleicht nicht zum Unterricht und will immer nur Parties feiern.“ Der Scheich leitet das wertvolle Grundwasser seiner Heimat in die Wüste, um dort einen Golf(!)platz nach dem anderen zu bewässern.

Ach, wie haben mir Leo's spitze Kommentare gefehlt angesichts dieser onanistischen Aufschneidereien und tragisch-trostlosen Ranschmeißerei an aufgeplusterte, dummbeutelige Schickeriascheuchen. Harald Keller