Wie in den letzten 120 Jahren

■ Betr.: "Paragraph 218: CDU und SPD für Zwangsberatung", taz vom 30.5.91

Betr.: »Paragraph 218: CDU und SPD für Zwangsberatung«, taz vom 30.5.91

Der oben genannte Artikel erweckt den Eindruck, daß der Antrag von Bündnis90/ Grüne »auf Fortführung der Bundesratsinitiative zur Reform des Paragraphen 218« von der Mehrheit des Frauenausschusses abgelehnt wurde und damit die Bundesratsinitiative zurückgezogen würde. Das entspricht nicht der Wahrheit!

Die Bundesratsinitiative wird vom Land Berlin weitergeführt. Ob allerdings absolut »unverändert«, und nur das war im Antrg Bündnis90/ Grüne gefordert, wird von der Diskussion im Bundesrat nach Auswertung der Anhörung abhängen.

»CDU und SPD für Zwangsberatung«. Auch diese Berichterstattung entspricht nicht der Wahrheit!

Abgesehen davon, daß der Antrag von Bündnis90/ Grüne die Frage der Zwangsberatung überhaupt nicht thematisiert, habe ich im Frauenausschuß sehr deutlich gemacht, daß die SPD das Recht auf Beratung und ein pluralistisches, qualifiziertes Beratungsangebot fordert, auf das Männer und Frauen einen Anspruch haben. Eine Pflicht(Zwangs)beratung lehnt die SPD im Gegensatz zu CDU und FDP nach wie vor ab.

Ich erwarte auch von der taz, daß sie Inhalte objektiv darstellt. Den Frauen, die 120 Jahre durch den Paragraphen 218 einen Leidensweg gegangen sind, durch diesen Paragraphen ihr Leben verloren oder gesundheitliche Schäden erlitten haben und darüber hinaus bis heute auch noch kriminalisiert werden, ist nicht damit gedient, daß die Medien Unwahrheiten verbreiten und damit polarisieren!

Der Artikel in der taz dient letztlich wieder einmal dazu, Frauen gegeneinander auszuspielen und den Männern weiterhin ein Alibi dafür zu liefern, Macht über Frauen auszuüben, wie in den letzten 120 Jahren. Christa Friedl, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, SPD-Fraktion