Olympisches Nachspiel

■ ArchitektInnen diskutierten an der TU über das »Olympische Dorf«

Berlin. Olympische Familie, Olympisches Dorf, Olympisches Jugendlager: Der Lagerfeuer-Leitgedanke verkleistert die Sportler-Bettenburgen, die dahinter stehen. Diese These war Ausgangspunkt für die zweite Olympia-Diskussion an der TU, die sich mit »architektonischen Alternativen« zum Olympischen Dorf befaßte. Man solle sich von Begriffshülsen lösen, meinte der Bau-Philosoph Claus Baldus. »Das ist doch wie: Pucki macht Ferien auf dem Land.« Olympia werde heute »gemanagt wie IBM oder Daimler«. Das »Konzept der Stadt« müsse deshalb im Vordergrund stehen. Es gehe ja vor allem um »50 bis 100 Jahre Nachnutzung«. Der britische Architekt David MacKay, der in Barcelona an Olympia 1992 mitarbeitet, betonte, daß Barcelona das Areal des Olympischen Dorfes weit vor dem Olympia- Entscheidung ausgesucht habe. Das Dorf sei mithin in die Stadt Barcelona »integriert«. Die Plazierung des Berliner Olympischen Dorfes bezeichnete er als »Fehler«.

Das Dorf rund um den Ruhlebener Wald liege fern von Spandau und der City, meinte Moderator Klaus Zillich. Die Senatsplaner nähmen die Forderungen des IOC nach Sicherheit und kurzen Wegen ernster als die Nachnutzungsmöglichkeit. Schon gar nicht seien die Planungen für olympisches Wohnen abgestimmt mit einem Gesamtverkehrskonzept für Berlin sowie Hauptstadt- und die Stadtmitteplanung. Architektin Doris Thut stellte die Frage, ob Olympia im Medien-Zeitalter an einem Ort ausgetragen werden müßte. Bernhard Freund von der Wohnungsbaugesellschaft Gehag befürchtete, daß nach den Spielen die Bundeswehr in das isolierte Ruhlebener Olympiadorf einziehen könnte. Das Publikum fürchtete unter anderem die Yuppie-Nachnutzung. Johann Bernhardt (Olympia-Planungsgruppe) sprach überdies von der »Verkürzung von Bürgerbeteiligungsverfahren« und der »priotiären Aufbereitung Berlin-typischer Altbaugebiete«. Aus dem Publikum wurde triumphierend darauf hingewiesen, daß Planungskollisionen schon zur Aufgabe des Standortes für das olympischen (Medien-)Dorf am Westhafen im Wedding geführt hätten. Der Ausweichstandort Eldenaer Straße in Lichtenberg sei wegen Treuhand-Verkäufen gefährdet. kotte

Nächste Diskussion: 4. Juli, 18 Uhr, TU-Architekturgebäude, Ernst-Reuter-Platz. Thema: Olympia 1936.