: Kein Licht für Ost-Bau
■ Hochschule untersuchte Ex-DDR-Baugewerbe
Beratungstätigkeit für die östlichen Bundesländer beschäftigt auch bremische Wissenschaftler. Das „Progress-Institut für Wirtschafsforschung“ (PIW) hat inzwischen sogar eine Anlaufadresse in Ostberlin. Zusammen mit dem Soziologen Dr. Gerd Syben (Hochschule Bremen) und zwei aus der DDR-Schule kommenden ÖkonomInnen konnte das PIW nun eine Studie über „Das Umstellungsdilemma“ im Baugewerbe vorstellen. Ko-Autor Dietmar Zoll ist Promovend an der Hochschule für Ökonomie in Karlshorst.
Im DDR-Baugewerbe sind in den 70er Jahren die kleineren Betriebe verdrängt und zerschlagen wurden, die heute noch in der „alten“ Bundesrepublik 2/3 der Arbeitsplätze des Baugewerbes organisieren. Die zu GmbH's umfirmierten Produktionsgenossenschaften müssen nun unter Beweis stellen, daß sie nach westlichen Standards arbeiten. Ergebnis der Untersuchung, die von der GEKAS finanziert wurde: Nachholbedarf für die Bauindustrie gibt es in Größenordnungen von hunderten von Milliarden, allerdings fehlt es an zahlungskräftigen Auftraggebern. Die Wohnungsbaugesellschaften, denen der Löwenanteil der Wohnungen gehört, haben beim derzeitigen Mietniveau keinen Spielraum für Investitionen.
So warten die Bauhandwerker, die auf Sanierung gesetzt haben, noch auf die Konjunktur, während der öffentlich finanzierte Tiefbau schon in Gang gekommen ist. Für Neubauaufträge verlassen sich Bauherren bisher allerdings lieber auf Westfirmen.
Trotz des riesigen Nachholbedarfs ist die Prognose nicht rosig, wenn man davon ausgeht, daß sich der Bau dem westlichem Produktivitätsniveau anpassen wird: Vergleicht man Bevölkerungszahl mit Beschäftigten um Baugewerbe, dann gibt es im Osten 100.000 Arbeitsplätze zu viel.
Über die betriebliche Interessenvertretung hat zusammen mit dem Bremer Team Gudrun Frank von der Leipziger Bauakademie gearbeitet. Mißtrauen gegen die „alte Garde“, die sich in den Betriebsleitungen gehalten hat, Mißtrauen gegen Gewerkschaften und allgemeine Unsicherheit erschweren die betriebliche Interessenvertretung. K.W.
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