Klebendes Mahnmal

Klebendes Mahnmal

Schwer- und wehmütig erinnern sich viele Berlin/München-PendlerInnen und DDR-NostalgikerInnen an die nie leuchtende Leuchtreklame »Plaste und Elaste aus Schkopau« bei Leipzig. Ein Halt im Dunkel des Transits durch das Reich des Bösen, eine Wegmarke des Fortschritts. Für Dekaden hing sie dort am Türmchen der Autobahn-Elbbrücke, Höhe Kraftwerk Vockerode. Seit längerem ist sie nun verschwunden, vermutlich hat Christoph Stölzl, Chef des Deutschen Historischen Museums, sie einkassiert. So jedenfalls hatte sich der Germanica-Sammler in diversen Talk-Shows der Nachwendezeit geäußert.

Weil es trotz des neuen »Berliner Tempos« ('BZ‘) noch etwas dauern wird, bis Stölzl die Leuchtreklame im Museum für deutsche Geschichte Unter den Linden ausstellt, das er sich ja ebenfalls unter die Nägel gerissen hat, trocknet in Sachen Zonen- Plaste jetzt ein junger Neuköllner unsere Tränen. Der Trostspender nennt sich sinnigerweise Poli Plaste, hat das realsozialistische Denkmal im Monat der Währungsunion, dem Juli 1990, fotografiert und davon kleine Aufkleber hergestellt. Noch einmal blüht der Schriftzug in verblichenen Farben auf, 3 mal 2 Zentimeter für die Ewigkeit. Inzwischen ist übrigens auch das von Verkehrsminister Günther Krause und Eberhard Diepgen (CDU) verschleuderte, ebenfalls am Transit gelegene Raststättenvolkseigentum postmodernisiert worden: Deutsche Autobahn Soljanka-frei! Bestellen können alle Unbelehrbaren das Sticker-Kleinod in beliebiger Menge bei Poli Plaste, Boddinstraße 16, 1000 Berlin 44. Bitte eine Mark fürs Rückporto und eine Mark pro Aufkleber beilegen.

Mathias Greffrath wird wohl doch nicht Chefredakteur der verwesteigneten Ostberliner Gruner+ Jahr-Zeitung 'Wochenpost‘. Von seiner Lohnforderung von 14 mal 20.000 Mark im Jahr waren die Bertelsmänner schnell überzeugt. Doch Greffraths Vorschlag, 20 RedakteurInnen zu entlassen und dafür quotiert je zehn Ostler und Westler neu einzukaufen, fand keinen Beifall. Das trauen sich die G+J-Leute nicht mehr, da sie gerade unter lautem Protest die Frauenzeitschrift 'Für Dich‘ totalabgewickelt haben. Sauber, meintMarianne