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„Schaumschlägerei!“

■ Dieter Baumann attakiert die „Seilschaften des Leichtathletik-Verbandes“: Gemauschel

Berlin (dpa/taz) — Was war sie froh, die Gemeinschaft Verbandsfunktionäre, über die von der Doping-Komission vorgeschlagene General-Amnestie für verdächtige Sportler. Mit im Jubelchor frohlockte natürlich auch Helmut Meyer, der Präsident des anabolika-nahen Leichtathletik-Verbandes (DLV). So lautstark wurde die Nichtbestrafung der Athleten gefeiert, daß ein furchtbarer Verdacht keimt: Die Forderung, die Weiterbeschäftigung von Funktionären, Ärzten und Trainern kritisch zu überprüfen, soll offenbar glatt überschrien werden.

Mittelstreckenläufer Dieter Baumann zumindest ist davon überzeugt: Der DLV betreibe „Schaumschlägerei“ und wolle nur die Öffentlichkeit beruhigen, schimpfte der Vize-Olympiasieger von Seoul gegenüber der 'Stuttgarter Zeitung‘. Er warf dem Verband vor, wissentlich Trainer aus der ehemaligen DDR übernommen zu haben, die „zu über 80 Prozent mit Dopingmitteln gearbeitet haben“. Er sei sich sicher, daß sie dies „in irgendeiner Form wieder aufnehmen werden, weil sie mit sauberen Athleten gar nicht arbeiten können“. Dadurch verletze der DLV „eklatant seine Fürsorgepflicht“ gegenüber seinen Athleten. Rücktrittsforderungen seien allerdings sinnlos: „Das sitzen die locker aus. Dieses geschlossene System ist nicht zu durchbrechen.“ Denn die „Seilschaften“ beim DLV — er bestätigte in diesem Zusammenhang die Namen Ilse Bechthold (DLV-Vizepräsidentin), Horst Blattgerste (Leistungssportreferent), Wolfgang Thiele (Cheftrainer) — hielten sich durch „wechselseitige Abhängigkeiten“ und ein „prächtiges Gemauschel“ in ihren Ämtern.

Besonders griff der 26jährige („Ich traue keinem Ost-Trainer über den Weg“) DLV-Cheftrainer Bernd Schubert an, der dieses Amt auch in der Ex-DDR innehatte. Schubert mache Strukturvorschläge, die „sehr auffallend dem ehemaligen DDR-System angepaßt sind“. Plötzlich werde versucht, den Athleten Saisonplanung, Trainingslager sowie leistungsdiagnostische Untersuchungen vorzuschreiben. Baumann bestätigte dabei den Eindruck, daß sich der DLV mehr um eine Strukturanpassung in Richtung Ex-DDR als um die Lösung des Doping- Problems bemühe: „Da werden viele Sitzungen aufgewendet, um idiotische Dinge zu besprechen.“ miß

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