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Thema: Europas Re-Katholisierung

Re-Islamisierung, Re-Judaisierung, Re-Christianisierung — was haben sie gemeinsam, die Tele-Puritaner von Billy Graham bis Jerry Falwell, die Islamische Heilsfront in Algerien, die ultraorthodoxen Juden, der Ayatollah Chomeini und ein Papst, der zur zweiten „Evangelisierung“ vom Atlantik bis zum Ural aufruft? Die Welt ist in Unordnung geraten — nicht nur durch den abrupten Abschied von marxistischen Ideologien. Auch der Westen ist sich inzwischen selbst ein Rätsel geworden. Weswegen wir angeblich „am Beginne einer christlichen Ära stehen“.

Denn Imperien wie die EG brauchen zum Machterhalt immer sowohl eine äußere Bedrohung als auch eine verbindende Ideologie. Für letztere sorgt die katholische Soziallehre, schreibt der niederländische Pfarrer Verbeek. In ihrem Sinne sind EG-Binnenmarkt, Europäische Wirtschafts- und Währungsunion sowie politische Union ausgerichtet, die am Samstag auf dem EG-Gipfel in Luxemburg zur Debatte stehen. Unter der Führung der reichen katholischen Kernlande formiert sich die christliche Supermacht gegen das protestantische Nordamerika, das shintuistische Japan und die islamische Bewegung in der Dritten Welt. Welche Rolle spielt dabei der Heilige Stuhl? Dient ihm die EG als göttliches Werkzeug bei seinem Kreuzzug gegen den „Totalitarismus der Aufklärung“? Oder ist es lediglich die „Bereitstellung ihrer hervorragenden menschlichen und spirituellen Kräfte, die die katholische Kirche heute wieder zu einer der größten Mächte der Welt macht“, wie der Historiker Chenaux schreibt.

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