: Ein Hilfsprogramm für Afrika?
■ G7 wollen angeblich Schuldenstreichung für die ärmsten Länder Afrikas beschließen
London (taz) — Bei ihrem Gipfeltreffen in London wollen die sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) ein Programm zur Schuldenerleichterung für die ärmsten Länder vereinbaren. Das berichtete gestern die britische Zeitung 'Guardian‘. Den 19 ärmsten Ländern mit Gesamtschulden von 30 Milliarden Dollar sollen rund 15 Milliarden der Schuldenlast erlassen werden. Seit die Gläubigerstaaten, zusammengeschlossen im Pariser Club, im März Polen 50 Prozent der Schulden erlassen haben, drängten vor allem die afrikanischen Länder südlich der Sahara auf Gleichbehandlung.
Profilieren will sich laut 'Guardian‘ der britische Premierminister John Major erneut mit seinen Vorschlägen zur Schuldenstreichung, die er bereits bei der Tagung des Internationalen Währungsfonds im September unterbreitet hatte. Danach soll die Schuldenstreichung bis zu 66 Prozent betragen, die Rückzahlung auf 25 Jahre gestreckt werden und den ärmsten Ländern eine fünfjährige Schonfrist gewährt werden, in denen sie weder Zinsen noch Tilgung zahlen müßten.
Nach dem Bericht des 'Guardian‘ planen die Regierungschefs von USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada bei ihrem Treffen vom 15. bis 17. Juli auch ein Abkommen zur Begrenzung von Waffenexporten. Weiter wird damit gerechnet, daß die Gipfelteilnehmer die Gatt-Verhandlungen über die Liberalisierung des Welthandels neu anschieben. Dabei wollen sie auf jeden Fall den Flop des Vorjahrestreffens vermeiden: Im texanischen Houston hatten die großen Sieben ein schnelles Ende der Gatt- Verhandlungen gefordert — mit dem Ergebnis, daß diese sechs Monate später an der starren Haltung der EG zur Agrarfrage scheiterten.
Von der Begegnung mit dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow am Tag nach den offiziellen Beratungen werden Einzelheiten über das Liberalisierungsprogramm in der Sowjetunion erwartet. Es gilt jedoch als sehr unwahrscheinlich, daß der Westen mit größerer finanzieller Hilfszusage reagiert. dri
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