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Der Feind in ihrem Bett

■ Ich lüge nie..., Mittwoch, um 20.15 Uhr, ARD

Derzeit läuft auf RTL plus jeden Mittag um einige Minuten nach eins die Wiederholung einer der brillantesten Fernsehserien überhaupt, der Polizeifilmparodie Sledge Hammer. Dort gibt es das zur Konvention des Genres gehörende Typenkabinett, den wutschnaubenden „chief“, den in Scheidung lebenden, seine Probleme mit Frauen sublimierenden „detective“ und so weiter wobei diese Klischeefiguren mit ihrer ganzen Lächerlichkeit spöttisch aufs Korn genommen werden. Auch in Eduardo Montes Fernsehfilm hatten diese Figuren tragende Rollen, aber leider niemand parodistische Absichten.

Carl Waters, ein hitzköpfiger Cop, der notfalls seinen Wohnungsnachbar verprügelt, wenn der die Musik zu laut abspielt, ist über die Scheidung von seiner Frau noch nicht hinweg. Zu allem Überfluß arbeiten beide am selben Fall, sie als Staatsanwältin, er als Ermittlungsbeamter.

Ein Serienmörder macht Los Angeles unsicher. Seine Opfer sind Prostutituierte und Mitarbeiterinnen einer Telefonsexagentur. Ein Zuhälter, der mit den Ermordeten in Verbindung stand, wird als Tatverdächtiger festgenommnen. Waters' Ex- Gattin Lisa verliebt sich in den Pflichtverteidiger des Angeklagten. Der blonde Schnösel ist ein toller Hecht und so ganz anders als ihr ungehobelter Verflossener: Der Neue kocht für Lisa, hört Jazz, spielt Piano, gab einst eine gutgehende Kanzlei auf, um Pflichtverteidiger zu werden, und macht sich wohl auch beim Rüpeln und Räkeln zwischen den Kissen offenbar ganz passabel. Aber, darüber läßt uns die Regie nie im Unklaren, der ach so pflegeleichte Bursche ist nicht ohne. Und wer da angenommen hatte, wir vom Publikum sollten da etwas ungeschickt auf eine falsche Fährte gelockt werden, sah sich sehr bald eines Schlechteren belehrt: Autor und Regisseur dachten gar nicht daran, der tumben Geschichte etwas Würze zu geben. Natürlich war der zwielichtige Anwalt der Killer, ein Mann mit Lebensart und sozialer Ader, der kocht und nicht gerade impotent ist — wir haben es von vornherein geahnt. Und hoch droben schwebte ein riesiger aufblasbarer Zeigefinger über dem Geschehen, der da allen geschiedenen Frauen der Rat aufdrückte: Nehmt lieber die Macken eures Angetrauten in Kauf, als dem nächstbesten Softie nachzurennen — womöglich hat der eine Knarre mit Schalldämpfer unterm Kopfkissen! Herr Dittmeyer

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