De Cuellar will Amtszeit keinesfalls verlängern

Berlin (taz) — Nicht einen einzigen Tag länger will er im Amt bleiben, seinem „armen Nachfolger“ wünscht er viel Erfolg. Hörbar frustriert und verbittert teilte UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar nun dem 'Spiegel‘ in einem Interview mit, daß er am 31. Dezember 1991 endgültig seinen Schreibtisch im UN-Hauptquartier in New York räumen wird. Bislang wurde immer noch spekuliert, de Cuellar würde eine Verlängerung seiner Amtszeit um weitere zwei Jahre akzeptieren. Diese Idee, unter anderem von UN- Sicherheitsratsmitglied Frankreich ins Spiel gebracht, ist vor allem dem Umstand geschuldet, daß bislang kein konsensfähiger Nachfolger in Sicht ist.

Wer immer dies sein wird, der scheidende Generalsekretär wünscht ihm vor allem mehr Machtbefugnisse bei der Lösung internationaler Krisen, als er selbst je hatte. Notwendig sei zum Beispiel ein UN-eigenes Aufklärungssystem, das es dem Generalsekretär ermögliche, vorbeugend auf Krisenentwicklungen zu reagieren — und nicht wie im Golfkrieg auf Informationen von Mitgliedsländern angewiesen zu sein. Deutliche Kritik übte de Cuellar in dem 'Spiegel‘-Gespräch an der gegenwärtigen Politik der USA gegenüber dem Irak. Die Fortführung der Sanktionen gegen den Irak mit dem Ziel, Saddam zu stürzen, könne nicht politisches Ziel der Vereinten Nationen sein.

Gefragt, ob er eine Änderung der UN-Charta bezüglich der Reform des Sicherheitsrates oder der Praxis des Veto-Rechts für die fünf ständigen Mitglieder für nötig halte, erklärte de Cuellar, dies habe nicht er sondern der Sicherheitsrat zu entscheiden. „Und da sitzen fünf ständige Mitglieder, die jede Veränderung der Charta blockieren können.“

Zu einer seiner „größten Enttäuschungen“ zählt der Peruaner, daß es ihm nie gelungen sei, „ein internationales Komitee ins Leben zu rufen, das einen ernsthaften Dialog zwischen Nord und Süd beginnt“. anb