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Prachtbau am Wall ist standfest

■ Hochschule weist Tragfähigkeit der Betondecken mit neuem Testverfahren nach

Die Umweltbehörde muß nicht umziehen. Es wird auch keine Baulücke am Wall 175/76 geben. Das Haus, in dem die Vereinigten Werkstätten bis vor zwei Jahren untergebracht waren, bleibt stehen: Mutmaßungen über Einsturzgefahr und drohenden Abriß wegen völlig unzureichender Statik haben sich nicht bestätigt (vgl. taz vom 21.6.).

Ganz im Gegenteil stellten Experten der Hochschule für Technik mit einem speziellen Meßverfahren jetzt zweifelsfrei fest, daß sämtliche Decken des denkmalwürdigen Hauses weit mehr tragen als bisher angenommen: 350 Kilogramm pro Quadratmeter nämlich. Berechnungen hatten dagegen eine Tragfähigkeit von zum Teil nur 40 Kilo ergeben, nachdem bei Umbauarbeiten entdeckt wurde, daß weit weniger Stahlträger in der StahlbetonKonstruktion enthalten sind, als vermutet wurde. Daraufhin hatte der Eigentümer des Hauses, die Frankfurter Immobilienfirma Defo, die Statik des Hauses grundsätzlich und zur Sicherung der weiteren Nutzung überprüfen lassen.

Die Hochschule für Technik hat sich mit ihrem Labor für experimentelle Statik unter der Leitung von Professor Klaus Steffens auf Belastungstests spezialisiert. Im Keller wird dazu ein Belastungsrahmen installiert, der über Zugstangen mit der Meßvorrichtung in den oberen Etagen verbunden ist. Der Druck, den Hydraulikpumpen dann auf die Meßpunkte in den Decken geben, wird von unten mit dem Belastungsrahmen ausgeglichen. Zusätzlich verhindert eine Sicherung im System, daß die Belastung über die kritische Phase hinausgeht: Ein Crash des zu prüfenden Materials ist also ausgeschlossen.

Die Decke im Haus Am Wall 176 hielt bei der Demonstration des Prüfverfahrens gestern immerhin 18 Tonnen aus. Sie gab dabei lediglich 1,7 Millimeter nach, zeichnete der Computer das Belastungsdiagramm mit. Selbst eine Verstärkung der Betondecken oder Stahlträger ist damit nicht erforderlich. Mit 70.000 Mark für den Belastungstest konnten damit rund eine Million vorsorgliche Sanierungskosten gespart werden.

Dieses Bremer Verfahren, das in den vergangenen zehn Jahren in Zusammenarbeit verschiedenster Fachrichtungen entwickelt wurde, soll nun an die Hochschulen in Leipzig, Dresden und Weimar transferiert werden. Vier Millionen Mark hat der Bundesforschungsminister dafür locker gemacht. ra

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