: Ein Präsident macht noch keinen Staat
■ Jugoslawiens Bürgerkrieg ausgesetzt/ Kroate Mesic zum Staatspräsidenten gewählt/ Sloweniens Präsident Kucan sieht keine Möglichkeit zur Einheit mehr/ Genscher bereitet KSZE-Sitzung vor
Berlin (taz) — Trotz der Wahl des Kroaten Mesic zum Staatspräsidenten ist die Krise in Jugoslawien noch nicht beigelegt: „Eine Menge Unklarheit“ zeichnet sich nach den Worten von Stipe Mesic bei der Interpretation der im EG-Kompromiß festgelegten Aussetzung der Selbstständigkeit Sloweniens und Kroatiens ab. Diese Aussetzung war den EG—Außenministern bei ihren Verhandlungen in Belgrad und Zagreb neben der Wahl Mesics und dem Rückzug der Bundesarmee zugesagt worden. Während nun jedoch Serbien die Aufhebung der Unabhängigkeitserklärungen fordert, verlangt Mesic, daß die „Souveränität Kroatiens nicht in Frage gestellt“ werde. Sloweniens Präsident Milan Kucan kommentierte die neuste Entwicklung pessimistisch: „Jede Übereinkunft zur Beilegung der jugoslawischen Krise ist zum Scheitern verurteilt, da niemand mehr die Kontrolle über die Armee hat“.
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher ist gestern nach Jugoslawien geflogen. Als Vorsitzender des KSZE-Krisenausschusses will er in Gesprächen mit den Führungen in Belgrad, Ljubljana und Zagreb die für Mittwoch angesetzte Beratung des KSZE-Gremiums vorbereiten. SEITE 3
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