: FIS-Führer bleiben in Haft
Algier (dpa) — In Algerien wird es in diesem Jahr keine vorgezogenen Präsidentschaftswahlen mehr geben. Im algerischen Fernsehen bestritt Ministerpräsident Sid Ahmed Ghozali, dem inzwischen verhafteten Führer der „Islamischen Heilsfront“ (FIS), Abassi Madani, diesen Termin versprochen zu haben. Madani sei ein „Lügner“, der „mit und durch die Lüge“ lebe. Gleichzeitig räumte Ghozali mit Gerüchten auf, Madani und sein Stellvertreter Ali Belhadsch könnten in Kürze wieder freikommen und unter Hausarrest gestellt werden. Die Moslemführer müßten sich „wegen ihrer Taten“ vor Gericht verantworten, sagte Ghozali. Ghozali machte keine Angaben über den Beginn des Prozesses.
In der Hauptstadt Algier, wo am Dienstag relative Ruhe herrschte und die Armee das Militäraufgebot in den Straßen sogar verringerte, gingen die Festnahmen offenbar weiter. Nach Berichten des französischen Fernsehens sollen viele Anhänger der FIS aus Furcht vor Verhaftungen in den Untergrund gegangen sein. Allein am Wochenende wurden nach FIS-Angaben rund 2.500 ihrer Anhänger festgenommen.
In der westalgerischen Hafenstadt Mostaganem kam es am Dienstag morgen nach Angaben der Nachrichtenagentur 'aps‘ zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Von den Moscheen sei über Lautsprecher zum „Heiligen Krieg“ aufgerufen worden. In einzelnen Stadtvierteln von Algier hatten die Sicherheitskräfte schon vorher zahlreiche Moscheen- Lautsprecher zum Schweigen gebracht.
Das algerische Parlament wird nach französischen Rundfunkberichten an diesem Mittwoch oder Donnerstag zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Dabei werde Ministerpräsident Ghozali sein Regierungsprogramm vorstellen.
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